Schokohase unter Artenschutz

Der Schweizer Schokoladenfabrikant Lindt hat seine Osterhasen in Goldfolie markenrechtlich schützen lassen – zum Ärger für die Konkurrenz aus Österreich

„Das Tier in Goldfolie ist in der Hasenbranche zum Symbol für Ostern geworden“

WIEN dpa/taz ■ Wenn morgen wieder allerorts Kinder in Garten und Wohnzimmer herumkriechen und irgendwann mit den beliebten Schokohasen in Goldfolie und mit rotem Halsband auftauchen, dann ahnen die Eltern nicht: Um diese Hasen tobt seit fünf Jahren ein erbitterter Streit.

Die Hasen werden vom Schweizer Edel-Chocolatier Lindt hergestellt und der hat seine in Goldfolie gepackten sitzenden Hasen mit roter Schleife 2000 markenrechtlich schützen lassen. Das ärgert den österreichischen Konkurrenten Hauswirth. Der Hersteller aus dem Burgenland hat ebenfalls goldene Hasen mit rotem Halsband verkauft – bis die Klage aus der Schweiz kam. Jetzt darf Hauswirth seine Hasen nicht auf den Markt bringen.

„Verkaufen dürfen wir sie nicht, also verschenken wir die Hasln“, sagte Geschäftsführer Roman Hauswirth trotzig der Deutschen Presseagentur in Wien. Trotz einer einstweiligen Verfügung hatte die burgenländische Firma die Produktion von jährlich 300.000 Hasen weitergeführt, in der Hoffnung, der Oberste Gerichtshof in Wien werde dem Einspruch gegen das Verkaufsverbot stattgeben. Doch das Gericht wies den Einspruch zurück, eine neue Verhandlung ist erst für den 20. April angesetzt – und so kommen nun vor allem karitative Organisationen kostenlos in den Genuss der Häschen aus dem Burgenland.

Um die Argumente aus dem Hause Lindt zu entkräften, hat der österreichische Hersteller die rote Schleife gegen ein „Mascherl“ – so das österreichische Wort für Schleife – in den Farben Rot-Weiß-Rot, den österreichischen Nationalfarben also, ersetzt. Außerdem ruft die Firma ihre Kunden dazu auf, alte Fotos von Osternestern mit eben diesem Hasen zu schicken. Hauswirth will so beweisen, dass das sitzende Goldhäschen aus dem Burgenland mindestens genauso alt ist wie der Schweizer Doppelgänger, wenn nicht sogar älter. Und dass es außerdem noch ähnliche Hasen anderer Hersteller gibt.

Lindt ist dagegen sicher, das Original herzustellen. Man produziere seit 1952 den Hasen, mittlerweile in einer Stückzahl von 5 Millionen. Das hockende Tier in Goldfolie und mit rotem Bändchen um den Hals sei „in der Hasenbranche zum Symbol für Ostern geworden“, sagt Sprecherin Sylvia Kälin. Auf Grund der Einzigartigkeit des Aussehens sei der Markenschutz genehmigt worden. Eben diese Einzigartigkeit zweifelt Hauswirth an. Der Spross aus einer Konditorfamilie bezieht sich auf altes Volksbrauchtum: Der Schokoladenhase habe seinen Ursprung im klassischen Ostergebäck, im Lamm aus hellem Biskuitteig mit der roten Siegesfahne.

Im Moment bezieht sich das Verbot auf den „sitzenden, nach vorne blickenden Hasen in Goldfolie mit roter Schleife“. Hauswirth befürchtet aber, dass Lindt auf ein noch viel weiter reichendes Monopol abzielt – den Sitzhasen allgemein. „Dann fällt gleich ein Drittel der möglichen Formen für Osterhasen weg“, sagt der Geschäftsführer. „Für uns kleine Hersteller bleiben dann nur noch Sonderformen übrig – vielleicht Hasen auf Rollschuhen.“ KK