Düsseldorfer Theater gestürmt

Das Theater an der Kö wird trotz Verbots durch die Bezirksregierung die ernste Komödie „Freunde zum Essen“ aufführen. Theaterchef René Heinersdorff droht hohe Geldstrafe

Ob tatsächlich bewaffnete Polizei-Kommandos das Theater an der Kö in Düsseldorf gestürmt haben, um gewaltsam die Aufführung von Donald Margulies ernsthafter Kommödie „Freunde zum Essen“ am Karfreitag zu verhindern, war bei Redaktionsschluss noch nicht sicher.

Sicher war aber, das Theaterchef René Heinersdorff spielen wolle. „Jeder Polizist hat mit Widerstand zu rechnen“, drohte er. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hatte ihm die Aufführung nach einem Eilantrag untersagt und bestätigte damit ein entsprechendes Verbot der Stadtverwaltung, die nur eine Verfügung des Regierungspräsidenten Jürgen Büssow (SPD) umsetzte, der die Kommunen zur Einhaltung des Feiertaggesetzes aufgefordert hatte.

„Das ist eine verlogene Verordnung“, sagt der Bochumer Regisseur Frank Hörner der taz. Er hat selbst am Theater an der Kö inszeniert. Das Spielverbot sei ein Stück aus Absurdistan. Dagegen müsse man sich einfach auflehnen. Es sei äußerst fragwürdig, dem Bürger zu diktieren, was er zu tun habe. Schließlich würde der „Terminator“ im Fernsehen auch nicht verboten.

Im Stück geht es um die Probleme zweier Ehepaare. Es hat den Pulitzer-Preis erhalten und ist keine schenkelklopfende Komösie. „Es geht um ein Plädoyer für lebenslange Liebe“, sagt Hausherr Heinersdorff, der sich vor der Karfreitag-Vorstellung an das Publikum wenden will. Ihm drohen bei Zuwiderhandlung der Gerichtsentscheidung bis zu 60.000 Euro Geldstrafe.

Auch in Köln wurde dem türkischen Kabarettisten Ata Demirer im Theater am Tanzbrunnen eine Vorstellung untersagt – obwohl dort bereits 700 Karten verkauft wurden. Hier verlegte man die Veranstaltung notgedrungen auf morgen. „Und was ist mit den Mohammedanern und Buddhisten, die am Karfreitag ins Theater wollen?“ fragt Frank Hörner.

PETER ORTMANN