Röhrende Platzhirsche

Hut ab vor dem fröhlichen Furz: Ein Plauderstündchen mit Gerhard Mayer-Vorfelder und Ole von Beust

Es war ein Plauderstündchen zweier gar unterschiedlicher Herren: Bei der „Hamburg Soirée“, einem regelmäßigen Beweihräuchern von Granden aus Sport und Lokalpolitik im Hotel Vier Jahreszeiten, waren am Dienstag der DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (beide CDU) zu Gast. Einer der Moderatoren sagte hernach ehrfürchtig in Richtung des Polit-Pensionärs aus Stuttgart: „Ich finde es gut, dass man sich mit einer Persönlichkeit wie Ihnen nicht nur über das Frühlingswetter unterhalten kann – Hut ab!“

Die ergriffen lauschenden Hamburger Nobilitäten lernten, dass der bräsig schwäbelnde Gast nicht etwa ein Schwabe ist, sondern ein Badener, und dass „aus einem verzagten Arsch kein fröhlicher Furz kommt“. Mayer-Vorfelder bescheinigte sich selbst beste Aussitzerqualitäten: „Ich bin bis 2006 gewählt und habe keinen Anlass zurückzutreten.“ Nach der WM jedoch werde er auf alle Fälle vom Amte „loslassen“. Auf die Frage, ob es einem „Platzhirschen“ wie ihm nicht schwer falle, die Macht nun plötzlich mit einem Co-Präsidenten namens Doktor Theo Zwanziger zu teilen, ätzte MV unter maskenhaftem Grienen: „Das Beispiel ist etwas gewagt: Platzhirsche sind ja auch nur aufeinander spitz, wenn die Brunftzeit da isch – und über die Zeit der Brunft sind wir schon hinaus.“ Was schließlich die mediale Kritik betreffe: „Das muscht Du ertraga könna.“

Dieser Satz war für den skiurlaubsgebräunten Bürgermeister Anlass genug, über seinen Umgang mit widerspenstiger Presse zu räsonnieren: „Wenn was Kritisches in der Zeitung steht“, so der sich seit Äonen im Umfragehoch räkelnde von Beust, „lass ich mir das vielleicht in abgemilderter Form berichten, aber das selbst zu lesen, das tu ich mir nicht an.“

Einmal so in Fahrt, drosch er lieb lächelnd auf den Berufsstand der Sportfunktionäre ein: „Zu meinen, im Sportbereich sei alles nett und fair, ist ein Irrglaube.“ Dort herrsche, wie er im Zuge der gescheiterten Olympiabewerbung Hamburgs habe lernen müssen, „eine Intriganz und Unaufrichtigkeit, mit der sich die Politik nicht messen kann.“

Multi-Funktionär Mayer-Vorfelder verzog keine Miene, sondern ließ gnädig wissen, dass Hamburg als Gegenleistung zu dem verhoyzerten Kick des HSV gegen Paderborn im Oktober ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen China ausrichten darf. Der Bürgermeister dankte: „Das passt genau in die Politik dieser Stadt – wir wollen den chinesischen Markt, der nach Europa drängt, in Hamburg bündeln.“ Vorhang, Applaus. Auf ging’s zum Buffet. Markus Jox