Fatwa gegen das Regime

IRAN Ranghoher Geistlicher Ajatollah Ali Montazeri fordert die Gläubigen zum Widerstand gegen „unrechtmäßige Machthaber und Schuldige“ auf

BERLIN taz/rtr | Im Iran hat die innenpolitische Krise zu der bislang schärfsten Kritik an Revolutionsführer Ali Chamenei aus den Reihen prominenter Geistlicher geführt. Der in Ghom lebende Ajatollah Ali Montazeri erließ am Samstag eine Fatwa, in der er die Gläubigen zum Widerstand gegen das Unrecht, das ihnen widerfahren sei, aufruft.

In dem religiösen Rechtsgutachten werden die Herrschenden wegen des Vorgehens gegen die Opposition als „unrechtmäßige Machthaber und Schuldige“ bezeichnet. Die jüngsten Festnahmen und die Schüsse auf Protestierende würden beweisen, dass die iranische Führung nicht qualifiziert sei, die Gemeinschaft der Muslime anzuführen.

Chamenei wird zwar nicht namentlich genannt, er ist aber deutlich der eigentliche Adressat des Schreibens. Der Text wurde auf der Website von Mohsen Kadivar veröffentlicht, ehemaliger Student von Montazeri und selbst Reformer.

Ebenfalls am Samstag signalisierte der Iran im Atomstreit mit dem Westen Gesprächsbereitschaft und kündigte zugleich ein neues Angebotspaket an. Dies könne eine gute Basis für Verhandlungen sein, sagte Außenminister Manutschehr Mottaki in Teheran. Darin geht es um die Haltung der Islamischen Republik in Sicherheitsfragen sowie um politische und internationale Angelegenheiten. Die G-8-Staaten hatten Iran vergangene Woche auf ihrem Gipfel in Italien bis September zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Andernfalls droht eine Verschärfung der Sanktionen.

Mottakis Äußerungen waren die erste offizielle Reaktion auf dieses Ultimatum vom Treffen der acht wichtigsten Industrienationen. B.S.

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