Großeinsatz für die Putzkolonnen

Mit „hektischen Sofortmaßnahmen“ versuchen Düsseldorf und Dortmund, die Feinstaubbelastung in den Griff zu bekommen. Verkehrsexperte: „Fünf Jahre verpennt“

DÜSSELDORF taz ■ Im Streit um die Umweltbelastung durch Feinstaub droht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun auch den Städten Dortmund und Düsseldorf damit, Klagen betroffener Bürger zu unterstützen.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine zu Beginn des Jahres in Kraft getretene EU-Richtlinie, wonach der maximale Grenzwert für Feinstaub 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur an bis zu 35 Tagen pro Jahr überschritten werden darf. Nach Angaben der DUH belegt eine bislang unveröffentlichte EU-Studie, dass durch die hohe Feinstaubbelastung jährlich bis zu 65.000 Menschen allein in Deutschland sterben. Als Hauptverursacher gelten neben Industrie- und Heizungsanlagen vor allem Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter.

In Düsseldorf und Dortmund sind die zulässigen Höchstwerte schon drei Monate nach Inkrafttreten der Richtlinie überschritten. Sprecher beider Stadtverwaltungen erklärten jedoch, dass bereits Maßnahmen ergriffen würden, um gegen die Umweltverschmutzung vorzugehen. So werden in beiden Städten stark belastete Straßen mit Wasser besprüht, um die Krebs erregenden Partikel durch Feuchtigkeit am Boden zu binden. In Dortmund soll die Luftbelastung darüber hinaus durch eine Umstellung der Ampelschaltung reduziert werden.

Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz NRW, hält diese Maßnahmen jedoch für völlig unzureichend: „Was die Städte jetzt machen, sind hektische Sofortmaßnahmen, die absolut nicht ausreichen.“ So koste die Bewässerung und Reinigung einzelner Straßen eine Stadt wie Düsseldorf täglich bis zu 4.000 Euro, der Feinstaub werde dadurch aber trotzdem nur um bis zu drei Prozent reduziert. „Das ist langfristig gar nicht machbar“, so Reh. Außerdem sei der Staub, der auf der Straße liege, so genannter „Grobstaub“, der im Vergleich zum Feinstaub das geringere Übel sei.

Das Problem all dieser Maßnahmen ist zudem, dass die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen begrenzt sind. „Was wir mittelfristig brauchen, ist eine technische Lösung“, fordert deshalb auch Reh. Dieselfahrzeuge müssten unbedingt mit einem Rußfilter ausgestattet werden. Bis das jedoch umgesetzt ist, bleiben den Städten nur verkehrsplanerische Maßnahmen: Lkw-Verkehr, der für bis zu 50 Prozent der Feinstäube in den Städten verantwortlich ist, muss verringert, der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden. Für den panischen Aktionismus der Städte hat Reh jedoch wenig Verständnis: „Die Richtlinie liegt seit 1999 auf dem Tisch, aber die Kommunen und der Gesetzgeber haben fünf Jahre verpennt.“ ULLA JASPER