Ein Hannes von Format

Ein Denkmal erinnert an einen der berühmtesten und mutigsten Seehunde der Nachkriegszeit

Es ist endgültig. Er wird nicht mehr gebraucht. Sie haben einen Ersatz gefunden. Der macht auch keinen Ärger und büxt niemals aus. Der bleibt brav in der Nähe von Mutti. Die große weite Welt interessiert ihn nicht, er würde niemals über eine Felswand klettern und sich in einen Fluss stürzen, um nach Holland zu schwimmen. Oder gar, kaum wieder eingefangen und erst seit drei Monaten auf der Welt, mit so genannten Tierschützern mitgehen, die ihn freewillymäßig in der Nordsee freilasssen. Ohne ihm zu verraten, wann dort die freundlichen Menschen mit den Eimern voller Heringe zur Fütterung anrücken.

Niemand weiß, was aus Hannes dem Seehund geworden ist, seit er Ende Oktober aus einer niederländischen Seehundaufzuchtstation gestohlen wurde. Rein theoretisch wäre es möglich, dass sich der Zoogeborene alleine durchgeschlagen hat, schließlich hat er auch vorher schon Unmögliches möglich gemacht. Dennoch hat er jetzt möglicherweise noch zu Lebzeiten ein Denkmal bekommen, gestern wurde es im Tierpark Nordhorn nahe der niederländischen Grenze enthüllt.

Zwei Monate lang hatte Hannes niederländische und deutsche Medien beschäftigt. Nach seiner Flucht stritten der Nordhorner Tierpark und sein neuer Aufpasser, die niederländische Aufzuchtstation in Pieterburen, darum, ob das Tier ausgewildert werden soll. Mehrfach hatte der Zoo um Rückgabe seines Medienstars gebeten, sogar der niederländische Landwirtschaftsminister hatte sich eingeschaltet und der Aufzuchtstation klar gemacht, dass eine Auswilderung nicht in Frage komme. Alles umsonst, denn eine radikale Tierschutzorganisation hatte sich der Sache angenommen und Hannes ins kalte Wasser geworfen. eib