LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Das unsichtbare Betriebssystem“, taz vom 9. 7. 09

Google als Heilsbringer stilisiert

Die Materie ist sicher komplex, aber umso wichtiger sind doch dann sorgfältige Recherche und Einordnung. Im heutigen Kommentar zu Googles Betriebssystem „Chrome OS“ feiert ihr die Software als Befreiung von der „Drangsalierung“ durch Microsoft. Man kann mit Fug und Recht einiges kritisieren, was der Konzern Microsoft anstellt. Aber dass er „die Welt drangsaliert“ – Himmel, geht’s nicht ein paar Nummern kleiner?

Im Gegensatz zu Windows sei das neue Chrome OS „offen, schlank und sicher“ und darüber hinaus praktisch fehlerfrei, behauptet ihr. Steile These, schließlich gibt es die Software noch gar nicht. Schaut man sich an, was Google wirklich tut, erscheint auch der Jubel albern, dass der Code zu Chrome OS offengelegt werden soll: Google hat gar keine andere Wahl, denn es handelt es sich nur um eine weitere Variante von Linux, das aufgrund seiner Lizenzbedingungen veröffentlicht werden muss. Nun gibt es aber bereits hunderte Linux-Abkömmlinge, und hier liegt ein Grund dafür, dass das freie Betriebssystem nur in der Nische existiert: Die „Pinguin“-Welt ist viel zu unübersichtlich und zerstritten. Die freigeistige Windows-Konkurrenz aus der Community ist sehr zu begrüßen. Aber dass die taz immer wieder ausgerechnet die Konzerne Google und Apple als Heilsbringer stilisiert und sich dann auch noch dazu versteigt, dass Googles Marktdominanz „zunächst zweitrangig“ sei, hat mit journalistischer Sorgfalt herzlich wenig zu tun.

NILS KACZENSKI, Hannover

■ betr.: „Papst geißelt Kapitalismus“, taz vom 8. 7. 09

Fragen an Papst

So, so, der Papst schreibt eine neue Sozialenzyklika. Er weiß genau, was richtig und falsch ist. Ich hätte da ein paar Fragen: Hat die Kirche erhebliche Steuervergünstigungen von Herrn Berlusconi bekommen? Werden in Deutschland die Mitarbeiter der katholischen Organisationen gerecht entlohnt? Gilt für sie die Religionsfreiheit? Lässt sich eine vermögende Religionsgemeinschaft wie die Katholische Kirche in Deutschland ihre Bischöfe fürstlich vom Staat entlohnen? Haben Frauen und Männer in der Kirche die gleichen Möglichkeiten? Unterschreibt der Vatikan jetzt endlich die Europäische Menschenrechtskonvention? ELKE HUBER, Freising

■ betr.: „Der ewige Crash“,taz vom 8. 7. 09

Chinesisch lernen

Schon im Jahre 1996 hat der Iconomist finanzielle Zukunft durch Derivate als Figur dargestellt. Es war eine Mischung aus Teufel und Drache. Das Gerede der ewig überschätzten eindimensionalen Wirtschaftsauguren über mittel- bis langfristige Prozesse dürfte sich als Makulatur erweisen. Ein nicht ganz unwichtiger Schlüsselsatz lautet: Erwarte immer das Unerwartete. In einem Punkt ist die Aussage von taz-Autorin Hermann besonders bedeutsam: Es geht munter weiter als sei nichts geschehen. In absehbarer Zeit werden wohl die Bric-Staaten das Kommando übernehmen. Einige Menschen lernen ja schon chinesisch. KLAUS-G. WALTER, Reinbek

■ betr.: „Wir leisten Schwerstarbeit“, Interview mit Betül Durmaz vom 8. 7. 09

Herrenmenschengehabe

Frau Durmaz kann einem nur leid tun. Vielleicht sollte sie ihren Job an den Nagel hängen, wenn der so bitter ist. In wenigen Jahren wird sie wohl mit Depression und Burn-out krankgeschrieben und liegt dem Steuerzahler dann bis zur Pension auf der Tasche. Vielleicht hätte sie die Zeit, die sie mit dem Schreiben ihres Buchs „Döner, Machos und Migranten. Mein zartbitteres Lehrerleben“ verbracht hat, lieber genutzt, um sich über Pädagogik und Wertschätzung zu informieren. Eltern das Geld entziehen und es für sie verwalten zu wollen, ist Herrenmenschengehabe – ob die Frau jetzt Durmaz oder Müller heißt. Für diese Äußerungen gehört sie rausgeschmissen. Und ihre Bezüge sollten um die Einnahmen aus dem Buch gekürzt werden, da sie ihre Erfahrung aus dem Staats„dienst“ nutzt. JÖRG RUPP, Malsch