CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Göteborger Blutrausch

Immer wieder sehen wir den jungen Mann mit irrem Blick die Flex in die Kamera halten, bevor er sich zur Werkbank runterbeugt, um knochenkrachend einen Menschenkörper zu zerlegen. Die Ermittler von der Mordkommission Göteborg stöhnen erschüttert auf, lassen die Szene des blutigen Heimwerkervideos aber wieder und wieder laufen.

„Irene Huss“ ist eine weitere Reihe aus der dritten Generation schwedischer TV-Krimis: Der putzige Duz-Ton verbindet sich mit modernem Profiler-Sprech und den kammerspielartigen Konflikt weitet man ins Serienkiller-Panorama amerikanischer Prägung. Das war schon bei den „Wallander“-Filmen so, die letztes Jahr in der ARD zu sehen waren und für die sich Drehbuchautor Henning Mankell unter anderem plakativ beim Folterschocker „Saw“ bedient hatte.

Schauspielerin Angela Kovács hatte in „Wallander“ eine Sidekickrolle, als „Irene Huss“ ist sie nun die Titelheldin und muss sich durch einen ähnlich bizarren Psychomörder-Parcours schlagen: Am Fjordufer wurde der ausgenommene Torso einer männlichen Leiche gespült, eine Tätowierung führt die Ermittlerin ins Rotlichtmilieu. Praktischerweise kann sie da gleich auch noch nach der vermissten Tochter einer Nachbarin Ausschau halten. Doch kaum hat sie die junge Frau aufgespürt, wird diese ebenfalls zerlegt.

In der ersten von sechs Episoden der Krimireihe nach Helene Tursten wird das Prinzip Zufall stark strapaziert. Schwulenclubs und Altherrenpuffs, Göteborger Vorort und Kopenhagener Amüsiermeile – hier ist alles mit einander verquickt; so läuft die Story in „Der tätowierte Torso“ (Regie: Martin Asphaug, Buch: Stefan Anhelm) schnurstracks ins private Umfeld von Huss. Übers Handy gibt es ein Filmchen, das eine der beiden Töchter auf der Werkbank des Killers zeigt. Doch das Mitgefühl hat sich da beim Zuschauer in Anbetracht all der stilvoll abgefilmten Leichenteile längst verflüchtigt.

■ „Irene Huss, Kripo Göteborg: Der tätowierte Torso“, Sonntag , 21.45 Uhr, ARD