Alt nervt Jung

Arme Sarah Kuttner: Mit zwei älteren FAZ-Herren musste sie auf der lit.Cologne über die Jugend plaudern

Schließlich platzte Sarah Kuttner der Kragen: „Ich finde es schwer, mich dauernd für meine Jugendlichkeit entschuldigen zu müssen. Dieser Generationskonflikt wird doch von Ihnen hier total geschürt.“ Die gute Sarah konnte einem schon ein wenig Leid tun am Donnerstagabend im Klaus-Bismarck-Saal des WDR. Anlässlich der lit.Cologne war die 26-jährige VIVA-Moderatorin eingeladen worden, mit drei mittelalten Männern über „Schöne junge Welt“ zu diskutieren.

Das Problem: Während ihre Diskussionspartner, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und FAZ am Sonntag Feuilleton-Chef Claudius Seidl, mit selbst verfassten Büchern zum Thema und somit irgendwie als „Experten“ am Start waren, mussten bei Kuttner ihr Alter und die Zugehörigkeit zur Kaste der hippen Medienarbeiter als Rechtfertigung für die Anwesenheit herhalten.

Und dann noch diese altväterlichen Alibi-Fragen von Moderator Frank Plasberg: „Finden Sie es schlimm, hier mit drei so alten Männern wie uns am Tisch sitzen zu müssen?“, oder (nachdem ein Song von Wir Sind Helden eingespielt wurde, schließlich übertrug WDR 5 live) „Finden Sie es schlimm, wenn mir das Lied auch gefällt?“

Weil jeder auch etwas vorlesen musste, entschied sich Sarah Kuttner für eine kleine Geschichte von Funny van Dannen, die sie selbst so lustig fand, dass sie immer wieder laut losprusten musste. In der Geschichte, die mit dem eigentlichen Thema des Abends Null zu tun hatte, ging es um langbeinige sprechende Pferde, die sich zum Bier einladen lassen. Das Publikum spendete tosenden Applaus, Seidel fand die Story überhaupt nicht lustig, und Plasberg wunderte sich, was passieren kann, wenn man mal so „ordentlich einen durchzieht“. Darauf die Kuttner: „Ältere Herren bringen alles, was sie nicht verstehen, mit Kiffen in Verbindung.“

Die Kostprobe, die Seidel aus seinem Buch „Schöne junge Welt“ gab, erwies sich dann aber doch als kurzweilig und charmant. Seidel, der arme Tropf, leidet schon seit jeher an dem Umstand, viel zu alt zu sein („das Georg Büchner Syndrom“). Schon an seinem 24. Geburtstag „sei ja wohl klar gewesen, dass es für mich nichts zu feiern gibt“. Der große Büchner ist nämlich schon mit 23 gestorben.

Abschließend profilierte sich Schirrmacher mit seinem Auszug aus „Das Methusalem-Komplott“ als scharfsinniger Soziologe der Generation der Baby-Boomer: „Wer gedacht hätte, dass diese Leute genervt haben, als sie Rocker oder Hippies waren, sollte erst mal abwarten, wie sie nerven, wenn sie richtig alt sind.“ Oliver Minck