Es geht nicht ohne

Cornelia Müller ist neu bei Attac. Ihr Drang nach Veränderung dagegen war schon immer da

Es hätte auch amnesty international sein können. Jedenfalls hielt es Cornelia Müller im letzen November nicht mehr aus, so ganz ohne politisches Engagement. Die ersten zwei Jahre nach dem Umzug von Freiburg nach Berlin hatte sich die Studentin der Germanistik und Geographie eine Pause vom Ehrenamt gegönnt, sich erst mal orientieren wollen. Doch dann war er wieder da, dieser Drang nach Veränderung.

„Mich reizt bei Attac die Verbindung von ökologischer und sozialer Gerechtigkeit“, sagt Cornelia und zögert: „Eine Expertin bin ich nicht. Ich bin ja erst kurz dabei.“ Das wird sie noch häufiger betonen. Verlegenheit – selbst wenn sie vokabelsicher von der Bolkestein-Richtlinie spricht, und obwohl es doch mutig ist, einfach so in die alteingesessene Attac-Zentrale zu spazieren.

„Ich muss erst reinwachsen. Ich habe bei Attac von Themen gehört, von denen ich nichts wusste“, sagt Cornelia. Zwei Stunden am Tag investierte sie zuletzt in die Planung der Attac-Geburtstagsfeier, aber auch die politische Bildung nebenher sei ja für die Sache. Cornelia will das jetzt wirklich: die Globalisierung im Ganzen verstehen oder auch die Inhalte der EU-Verfassung in die Öffentlichkeit tragen. Sie macht nicht einfach mal mit. Wenn sie als Schülersprecherin Streiks organisierte oder in der Jugendarbeit aktiv war, gab es zwar erst viele Beteiligte, doch irgendwann stand sie alleine da.

„Wenn ich nicht zufrieden bin, dann will ich auch etwas verändern“, sagt Cornelia. Ihre Freunde seien schon irgendwie links. Aber die Gleichgültigkeit der KommilitonInnen gegenüber Studiengebühren erschreckt die Bafög-Empfängerin. „Diese große Resignation, diese hohe Akzeptanz von Zuständen …“ Cornelia schüttelt den Kopf: „Es gibt immer eine Möglichkeit, etwas zu verändern, auch im Kleinen.“

„Eine andere Welt ist möglich.“ Als Cornelia den Attac-Leitsatz fast ehrfürchtig flüstert, ihre großen Augen dabei nach oben richtet, wirkt sie wie das perfekte Attac-Gesicht der neuen Generation. Würde auch jeder Partei gut stehen, Cornelia lächelt, natürlich hat die Politik ihren Reiz. „Aber man wird da so schnell von anderen vereinnahmt.“ Aufrichtige Sozialdemokraten, wie ihr Vater einer ist, gebe es ja auch kaum mehr. Nein, Attac ist es. Politisches Arbeiten muss für Cornelia auch sichtbare Auswirkungen haben. Und wenn es nur ein Flyer ist, der einen Passanten zum Nachdenken bringt. Cornelia ist angekommen in Berlin, es fehlt ihr auch nichts mehr. Höchstens die Berge rund um Freiburg. PATRICK BAUER