Aufbau und Aufklärung

Der Arbeiter Samariterbund (ASB) zieht in Köln Bilanz seiner Hilfsaktion für die Opfer der Flutwelle in Sri Lanka

KÖLN taz ■ „In der Gruppe können die Kinder wieder lachen. Aber zu Hause brechen die Ängste wieder auf, dann lassen sie sich nicht einmal mehr baden.“ Wenn Edith Wallmeier von ihrem Besuch bei den Tsunami-Überlebenden im Norden Sri Lankas erzählt, ist ihr das Erschrecken über die Folgen der Flutkatastrophe immer noch anzumerken. Die Leiterin der Auslandshilfe des Arbeiter Samariterbundes (ASB) ist gerade von einem Aufenthalt im Distrikt Kilinochchi nach Köln zurückgekehrt.

Dort hat sie im Auftrag des ASB mit Partnerorganisationen aus Norwegen und der Schweiz, mit Behörden vor Ort und vor allem mit den Überlebenden beraten, wie es langfristig weitergehen soll. „Das Überleben ist gesichert“, erzählt sie, „jetzt müssen wir den Menschen helfen, wieder eine Existenz aufzubauen.“

Der ASB betreut zur Zeit 34 provisorische Lager, in denen vor allem Zelte stehen. In vier „Transitcamps“ werden 260 Übergangshäuser gebaut, dazu 180 Waschgelegenheiten und Latrinen. Außerdem organisiert der ASB 180 Stromgeneratoren. „Strom ist sehr wichtig“, so Wallmeier. „Er verringert die Brandgefahr durch offenes Feuer, erlaubt Tätigkeiten am Abend und gibt vor allem den Frauen Sicherheit. Seit es Licht gibt, ist die Zahl der Vergewaltigungen in den Camps zurückgegangen.“ Die Frauen werden künftig die Familien ernähren müssen, 80 Prozent von ihnen haben ihre Männer verloren, die auf dem Meer fischen waren, als die Flutwelle kam. Für sie werden „Einkommen schaffende Maßnahmen“ geplant: etwa Ausbildungen zur Lehrerin oder Schneiderin, Gemüseanbau oder die Haltung von Kleinvieh. Gleichzeitig sind Programme zur Traumaverarbeitung und zur Aufklärung geplant. „Die Menschen wissen nicht, wie ein Tsunami entsteht. Sie halten ihn für Gott gewollt.“

Bei allen Hilfsmaßnahmen müsse ein Gleichgewicht zwischen der Hilfe für Flutopfer und der für die Opfer des Bürgerkriegs gefunden werden, weist die Organisationschefin auf die besondere Problematik hin. In dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Teil Sri Lankas arbeitet der ASB schon seit 1998. Auch nach dem offiziellen Ende der Auseinandersetzung zwischen Tamilen und der Zentralregierung sei die Lage katastrophal.

Für die Soforthilfe in den ersten Tagen nach der Flutkatastrophe vom 26. Dezember, die in Sri Lanka fast 40.000 Tote forderte, hat der ASB bislang zwei Millionen Euro ausgegeben. Weitere elf Millionen liegen noch auf dem Konto, zehn davon kommen von der Aktion „Deutschland hilft“. Wenn der Wiederaufbau, wie geplant, innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre abgeschlossen sein soll, sind weitere sieben Millionen nötig. JÜRGEN SCHÖN