Vattenfall Störfall Normalfall

REAKTORSICHERHEIT Das AKW Krümmel muss wegen einer Panne erneut abgeschaltet werden. Vattenfall entschuldigt sich, Umweltminister Gabriel zieht den Fall an sich

BERLIN taz/ap | Ein neuer Zwischenfall im norddeutschen Atomkraftwerk Krümmel heizt die Debatte über die Atomkraft in Deutschland an: Der Reaktor, der nach einem Brand im Sommer 2007 für zwei Jahre stillstand, ging am Samstag bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage per Notabschaltung vom Netz und steht nun auf unbestimmte Zeit still. Ursache ist erneut ein Kurzschluss in einem Trafo, der auch das Kühlsystem des Reaktors versorgt.

Die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) kritisierte, dass Vattenfall die Behörden nicht unmittelbar informiert habe. Sie will nun die Zuverlässigkeit von Vattenfall als Betreiber überprüfen lassen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte der taz, ohne seine Zustimmung werde das Kraftwerk nicht wieder ans Netz gehen. Zugleich kritisierte er die Pläne von Union und FDP, die AKW-Laufzeiten zu verlängern.

Das 26 Jahre alte Atomkraftwerk Krümmel gehört zu den pannenanfälligsten Reaktoren in Deutschland: Über 300 meldepflichtige Ereignisse haben die Behörden seit Inbetriebnahme verzeichnet. In der Statistik liegt Krümmel damit ganz vorne, in einer Liga mit Uraltreaktoren wie Biblis und Brunsbüttel. Von einem „getunten Schrottreaktor“ spricht Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Laut Atomkonsens darf das Kraftwerk noch bis zu neun Jahre betrieben werden. Vattenfall zeigt bisher keine Bereitschaft, es früher stillzulegen.

Über die genauen Hintergründe des Unfalls konnte das Unternehmen am Sonntag noch keine Angaben machen. Neben der Informationspanne räumte Vattenfall allerdings weitere technische Schwierigkeiten ein: Unter anderem habe sich wegen eines defekten Brennelements die Radioaktivität im Reaktorwasser erhöht.

Schwerpunkt SEITE 2 und 3