Kleinteiliger, kinderfreundlicher

BREMINALE Das Festival an der Weser ist in diesem Jahr vielschichtiger geworden. Am Wochenende gibt es neben Rapper Curse und Musik aus Bremen allerlei Französisches

Zum ersten Mal gibt es die Breminale auch im Internet zu hören: Das Internet-Radio „last.fm“ hat einen eigenen Kanal geschaltet: www.lastfm.de/event/957274, auch über die Festival-Homepage www.breminale.de zu erreichen. Wer also einen Act verpasst hat oder aber erst mal reinhören will, weil einem die Band gar nichts sagt, oder den samstäglichen Regen scheut, kann einfach den Rechner anmachen. Und eine Fotoausstellung im Netz gibt es auch – bei www.flickr.com/groups/breminale. Die Besten landen dann im nächsten Programmheft. (mnz)

von Jan Zier

Alle reden vom Wetter auf der Breminale, all die Jahre über. Deshalb zuerst der Wetterbericht: Heute kehrt er zurück, der traditionelle Breminaleregen, wenigstens für einen Tag. Sommergewitter sind für Samstag angekündigt und Schauer schon morgens.

Selig und Polarkreis 18, zwei der prominenteren Acts in diesem Jahr, werden dann schon gespielt haben, dafür kommt heute Abend, so gegen halb zehn, Michael S. Kurth auf die SWB-Bühne des Bremen Vier-Zeltes – besser bekannt als Curse. Der durchaus selbstreflektierte Rapper aus Ostwestfalen ist mit seinem aktuellen Album „Freiheit“ auch kommerziell ziemlich erfolgreich. Nicht zuletzt, weil er abseits der eigenen Szene – in der er ja schon länger Rang und Namen hat – mit Marius Müller-Westernhagen und Silbermond kooperierte.

Aber im Grunde genommen geht es auf der Breminale ja gar nicht so sehr um die „Stars“, schon wegen des überschaubaren Etats von rund 260.000 Euro, von denen wiederum 80.000 der Kultursenator und Bremen Marketing zahlen. Die künstlerische Leitung haben, wie schon im vergangenen Jahr, Susanne von Essen und Carsten Werner aus der Schwankhalle.

Sie haben in diesem Jahr unter anderem das Zelt „De Drohme“ und das „Café Lonely Planet“ mit auf das Festival geholt. Dort liest heute um 17 Uhr der Schweizer Wahl-Berliner Matthias Zschokke aus seinem Buch „Auf Reisen“ und diskutiert es mit Geschäftsreisenden. Es geht dabei nicht nur um irgendwo Gesehenes, Erlebtes – sondern auch um peinlich Gefühltes: Feigheit etwa. Die Lesung ist nur ein Beispiel dafür, dass die Breminale in diesem Jahr abseits der Musik etwas „kleinteiliger und differenzierter“ geworden ist, wie Carsten Werner sagt. Dazu passt, dass abseits all der Gastro-Buden in diesem Jahr unter anderem auch ein Ziegeneis-Stand, ein Massage-Zelt oder ein Container mit Mode eines kleinen Bremer Labels Platz gefunden haben.

Und kinderfreundlicher geworden ist sie auch, die Breminale, schon weil das Festival in diesem Jahr seit langem wieder mal in die Sommerferien fällt. Am Sonntag um 15 Uhr, wenn ansagegemäß wieder eitel Sonnenschein über Bremen herrschen soll, spielen „Die Minnies“ im „De Drohme“ – eine Gelegenheit, bei der man schon mal sehen kann, wie es so ist, in einer Band zu spielen. Und dann gibt es auf der anderen Weserseite, neben dem (nicht durch eigenes Programm bespielten) Licht-Luft-Bad auch noch das Kinderzirkusfestival „Bridges for Youth“, das zumindest Ausschnitte seines Programmes am Wochenende auch auf der Flut-Bühne zeigt.

Der französischen Szene verpflichtet ist der Samstagabend im „De Drohme“, wo am Samstag um 21 Uhr zunächst der Popmusiker Jerome Minière auftritt, um 23 Uhr folgt „Weepers Circus“. Die Straßburger haben ihre Anfänge eher in Tanz und Theater und vermischen süße Streicherklänge mit harschem Stromgitarrenrock. Und wer dann noch nicht genug hat, der kann noch rüber auf die „Treue“, wo selbstverständlich französische Super- 8-Filme live vertont werden.

Eher dem Sixties-Sound verpflichtet sind „Black Night Crash“ aus Bremen, im vergangenen Jahr Gewinner des Wettbewerbs „Live in Bremen“. Sie spielen am Sonntag um 19 Uhr im „De Drohme“, während drüben auf der SWB-Bühne zur gleichen Zeit Johanna Zeul zu hören ist – eine Rampensau im besten Sinne, irgendwo zwischen Liedermacher-Poesie, Rock und Punk angesiedelt und 2006 Gewinnerin des Rio-Reiser-Songpreises. Schon nachmittags um 14 Uhr spielen im Bremen Vier-Zelt die immerhin fast preisgekrönten „Zeitweise“ aus Bremen, mit Musik irgendwo zwischen Indie und Rock, zwischen Madsen und Revolverheld, Jupiter Jones und Muff Potter. Eine eindeutige Vorliebe für Slayer, Black Sabbath und Iron Maiden indes haben „Hellsongs“ aus Schweden, die am Sonntag um 17 Uhr auf gleicher Bühne spielen. Was aber nicht heißt, das sie schnöde Cover abliefern würden. Eher schon: Plüschige Lounge-Versionen. Wer noch mehr wissen will, kann ja schon mal im Internet reinhören (siehe Kasten).