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: Ein Türke erobert Wien

Die Wiener FPÖ wirft dem türkischstämmigen Schriftsteller und Künstler Feridun Zaimoglu vor, Fremdenfeindlichkeit zu schüren. Kein Wunder: Zaimoglu hat die Kunsthalle der Stadt in türkische Flaggen gehüllt.

Wandelt Feridun Zaimoglu auf den Spuren von Christo? In Wien betätigt sich der Schriftsteller jedenfalls neuerdings als Verpackungskünstler und ließ die Kunsthalle der Stadt mit insgesamt rund 400 türkischen Fahnen in unterschiedlicher Größe überziehen. Die Installation trägt den Titel „Kanak. Attack. Die dritte Türkenbelagerung?“, und sorgte schon vor der öffentlichen Präsentation für Aufregung. Prompt warf der Vorsitzende der Wiener Freiheitlichen Partei dem Direktor der Kunsthalle, Gerald Matt, vor, damit die Fremdenfeindlichkeit zu schüren.

Ob der FPÖ-Chef das auch gesagt hätte, wenn das Gebäude in amerikanische oder italienische Fahnen gehüllt worden wäre? Feridun Zaimoglu selbst ließ bei der Einweihung seiner Fahnen-Aktion jedenfalls deren Interpretation bewusst offen: Es sei „eine Projektionsfläche“.

Mit Kritik hatte er trotzdem gerechnet: „Ein solches Heidenspektakel wird natürlich Glaubenspolizisten auf den Plan rufen.“ Es könnte allerdings auch sein, dass er dafür Beifall von der falschen Seite, etwa von türkischen Nationalisten, bekommt.

Die Installation soll das Festival „Literatur im März“ ankündigen, das vom 10. bis 13. März unter dem Titel „Islam und Abendland“ steht. Warum nur hat Zaimoglu die Fassade der Kunsthalle da nicht gleich in eine Moschee verwandelt? BAX