„Nimm mich an die Hand“

Was können Männer tun, damit Frauentage überflüssig werden? Acht Revierbewohner und ihre Ideen von Emanzipation

Der Frauenversteher

„Ich helfe vielen Frauen, ihr Ziel im Leben zu erreichen. Frauen bleiben manchmal zu Hause oder streben nicht nach höheren Positionen, weil sie zu wenig Selbstwertgefühl oder weil sie keine starken Frauen als Vorbilder haben. Sie sollten sich bewusst werden, dass sie eine Wahl haben. Frauen sind emotional ausgeglichener und das können Frauen nutzen, um Geld zu machen. Frauen müssen mit Männern über ihre Wünsche sprechen, weil viele Männer keine Ahnung von Frauenproblemen haben. Männer sollten auch ihre Ziele überdenken. Sie glauben, dass sie Geld und Macht wollen, aber meistens sind Freizeit und Familienglück ihnen genau so wichtig.“ Martin Boothe (41), Life-Coach aus Bochum

Der Arbeitsteiler

„Wir brauchen den Frauentag, weil es unter den Männern noch so viele Arschlöcher gibt. Ich selbst putze, koche und passe auf meinen Kleinen auf, damit meine Fraue auch arbeiten gehen kann. Mehr kann ich nicht tun.“ Klaus Gerdes (46 J.), Schweißer aus Bochum

Der Gottesmann

„Ich muss mir um Gleichberechtigung keine Gedanken machen, weil sie in der katholischen Kirche sowieso umgesetzt wird. Hier in Essen arbeiten so viele Frauen in den sozialen Einrichtungen, da fallen wir Priester gar nicht mehr ins Gewicht. Priesterinnen? Man(n) muss sich fragen, ob Jesus das will....Aber im helfenden Bereich, da können Männer auch was von Frauen lernen, da sind die nämlich viel einfühlsamer und kommunikativer.“ Namenloser katholischer Priester aus Essen

Der Geführte

„Ich will auch mal an die Hand genommen werden, die klassische Männerrolle, immer dominant, immer Entscheidungen treffen, finde ich ausgesprochen unangenehm. Deshalb behandle ich Männer genauso wie Frauen. In der Tischlerei, in der ich arbeite, gibt es zwar auch Tischlerinnen, doch für sie gibt es keine Toiletten. Aber da ich nicht der Chef bin...“ Ralph Adolph (36), Tischler aus Essen

Der neue Mann

„Wir müssen dafür sorgen, dass der Frauentag niemals abgeschafft wird. Selbst wenn wir irgendwann in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben sollten, müssen wir uns immer an die jetzigen Ungerechtigkeiten erinnern. Selber machen muss man(n) natürlich auch was: Laut über die Ungerechtigkeiten schimpfen, die ich selber mitkriege. Zum Beispiel darüber, dass Mädchen schlechte Sportnoten kriegen, wenn sie beim männlichen Fußball nicht die gleiche Leistung bringen wie die Jungen. Das finde ich unfair, da beschwer ich mich drüber, so einen Sportunterricht will ich nicht haben“ Yannik Lücker (15), Schülersprecher aus Essen

Der Koranzitierer

„Der Koran gibt uns vor, wie wir mit Frauen umgehen sollen: Der Wahrhaftigste unter den Gläubigen ist derjenige, der am freundlichsten zu seiner Frau ist. Wir sind alle gleich erschaffen. Frauen müssen aber bevorzugt werden, weil ihnen die Bürde aufgelastet wurde, Kinder auf die Welt zu setzen. Weil sie die Kinder kriegen, darf man Frauen nicht weiter behindern, in führende Positionen aufzusteigen. In Asien ist es schon lange normal, dass Frauen an der Spitze eines Staates stehen. In Europa gab es bisher nur Margret Thatcher. Taskin Mar (37 J.), Finanz- und Börsenmakler aus Essen

Der Herdvertreter

„Ich finde solche Tage lächerlich. Wir müssen abrücken von Alice Schwarzer, Frauen müssen raus aus der psychischen Belastung der Berufswelt. Sie müssen sich wieder auf ihre Mutterrolle konzentrieren, sonst geht unsere Gesellschaft kaputt. Wenn unsere Frauen keine Kinder kriegen, sind wir gezwungen, Ausländer ins Land zu holen, die uns dann ganz übernehmen.“ Anonymer Vierzigjähriger aus Essen. Er arbeitet im sozialen Bereich und fürchtet sich vor einer Steinigung

Der Alleinstehende

„Hört auf mit dem Frauentag! Er ist überflüssig und ich frage mich, ob er Frauen überhaupt zugute kommt. Ich kümmere mich 365 Tage im Jahr um Frauen und bin immer nett und höflich zu ihnen. Allerdings lebe ich allein und habe eigentlich nicht viel mit Frauen zu tun. Die Städte können wohl etwas für alleinstehende Frauen mit Kindern tun, Kinderkreise einrichten zum Beispiel. Und Männer sollten sich von Anfang an daran gewöhnen, Kinder zu erziehen, damit diese nie mit der Mutter allein zurück bleiben.“ Dieter Schwarz (54), Maler aus Bochum