„Helfen Sie mir!“

Noch immer ist die Journalistin Florence Aubenas (43) in den Händen ihrer Entführer

BERLIN taz/afp/ap ■ Seit zwei Monaten im Irak entführt sind die Korrespondentin der französischen Zeitung Libération, Florence Aubenas und ihr Dolmetscher Hussein Hanoun al-Saadi. Die Bemühungen um ihre Freilassung geraten zur Farce, die die Angehörigen der 43-Jährigen empört.

„Helfen Sie mir, Monsieur Julia, helfen Sie mir. Es ist dringend“, fleht die verzweifelt wirkende Journalistin auf einem Video, das am vergangenen Dienstag auftauchte. Es gehe ihr gesundheitlich sehr schlecht. Didier Julia ist ein rechtslastiger französischer Abgeordneter, der über zahlreiche persönliche Kontakte zu Saddam-Hussein-Anhängern im Irak verfügt. Gefolgsleute des irakischen Expräsidenten werden als Entführer von Aubenas vermutet. Julia hatte sich Ende letzten Jahres bereits in die Verhandlungen um die Freilassung zweier französischer Journalisten eingemischt. Seitdem läuft gegen ihn ein Verfahren wegen Spionage. Der französische Premier Pierre Raffarin lehnt auch diesmal ein eigenmächtiges Vorgehen von Julia ab und rief die Geiselnehmer auf, „nur mit offiziellen Vertretern Frankreichs“ zu verhandeln.

„Julia oder nicht Julia ist mir egal, ich will, das Florence freigelassen wird“, sagt die Mutter der Entführten. Sie geht davon aus, dass der Appell ihrer Tochter an Julia „unter Zwang erfolgte“. Die Zeitung der Korrespondentin, Libération, hatte die Fernsehsender aufgerufen, das Video oder Bilder daraus nicht zu zeigen. Das sei nur eine Show.

Im Irak sind seit dem amerikanischen Einmarsch im März 2003 außer Giuliana Sgrena zwölf Journalisten entführt worden. Einer von ihnen, der Italiener Enzo Baldoni, wurde von seinen Entführern ermordet, die andern, bis auf Florence Aubenas und ihr Dolmetscher, kamen wieder frei. ci