Augen auf beim Wiesenlauf!

GESUNDHEIT Ambrosia muss wirksamer bekämpft werden, fordern Experten – die Bevölkerung soll helfen

■ Die sogenannte Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia L.) wird zwischen 20 Zentimeter und knapp 1,80 Meter groß. Sie verfügt über Trauben von kleinen, grünen, glockenförmigen Blüten. Ihr Stängel ist rötlich, rund, nicht hohl und meist ziemlich behaart.

Sie kommt vor allem auf Flächen vor, die nur teilweise bewachsen sind. Da die Samen aufgrund ihres Gewichts und fehlender Flügel kaum durch den Wind weitergetragen werden können, sehen die Forscher den Menschen als hauptsächlichen Verbreiter.

Die Hauptblütezeit der Ambrosia dauert von August bis Oktober. Einzelne Pflanzen blühen aber schon im Juli und bis in den November hinein. Die Ambrosia ist eine einjährige Pflanze, das heißt, sie stirbt im Herbst wieder ab.

Einzelne Aktionen gegen die Ambrosia-Pflanze gibt es seit einigen Jahren. Ab sofort sollen die Ressourcen aber in einem Aktionsprogramm gebündelt werden. (fu-berlin.de/ambrosia) (ddp)

Dass Ambrosia ein aggressiver Allergieauslöser ist, weiß man schon länger – und versucht, der Plage mit verschiedenen Methoden beizukommen. Bislang allerdings nur teilweise erfolgreich: Auch in Berlin breitet sich die Pflanze weiter aus. Am Donnerstag stellten nun Experten von der Freien Universität, der Bundesregierung und Wissenschaftlern aus Hessen ein Aktionsprogramm gegen Ambrosia vor. In Frankreich und Italien sei der Kampf gegen das lästige Unkraut bereits verloren, sagt Thomas Dümmel, Meteorologe der FU. In Berlin könne man jedoch noch was retten, wenn die Bevölkerung mithilft.

Bis heute registriert der Ambrosia-Atlas 359 Fundorte, es gibt eine kontinuierliche Zunahme seit 2006. Für eine komplette Bestandsaufnahme fordern die Experten die Bevölkerung auf, die Augen offen zu halten und jeden Fund zu melden. Nur dann können die 95 Berliner Ambrosia-Scouts die Pflanzen vor der Blüte ausreißen. Diese 1-Euro-Jobber seien ausreichend geschützt, erläutert Martina Bohnen, Projektleiterin des Beschäftigungsträgers Meco in Friedrichshain-Kreuzberg.

Aus Amerika eingeschleppt

Die unscheinbare Pflanze, die von Juli bis Oktober blüht und leicht mit Beifuß zu verwechseln ist, ist höchst allergen. Bereits zehn Pollen pro Kubikmeter Luft genügen, um bei Allergikern die typischen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Augenjucken auszulösen. Noch gravierender sind Atembeschwerden, die bis hin zu Asthma reichen können.

Der Korbblütler kommt ursprünglich aus Nordamerika und wurde mit landwirtschaftlichen Produkten wie Saatgut bereits im 19. Jahrhundert nach Europa gebracht. Nach Deutschland werden die Samen hauptsächlich durch verunreinigtes Vogelfutter aus Osteuropa eingeschleppt. Forscher aus Hessen fanden heraus, dass rund 80 Prozent der getesteten Proben die Samenkörner enthalten, die nicht größer sind als ein Streichholzkopf. „Eine Reinigungspflicht für Vogelfuttermittel ist das A und O in der Bekämpfung“, sagt der Biologe Stefan Nawrath und fordert gesetzliche Regelungen. Das Label „Ambrosia-kontrolliert“, das einige Hersteller im letzten Winter auf ihre Packungen gedruckt hatten, sei Verbrauchertäuschung: zu rund 90 Prozent enthalte das Futter Samen des Allergikerschrecks. Für Vogelbesitzer gelte, die geliebten Pieper nur im eigenen Garten zu füttern und Gartenabfälle nicht achtlos hinter den Zaun zu werfen. Denn dort können die Samen bis zu 40 Jahre überleben.

ULRIKE DIMITZ