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: Blässliche Melancholie

Mitgliederschwund, bundespolitischer Gegenwind und traumhafte Umfragewerte für den politischen Gegner: Die Hamburger SPD hatte wahrlich keinen Grund zur überschäumenden Freude auf ihrem Landesparteitag, im Gegenteil. Allein: Die Genossen begnügten sich mit ritualisierter Routine.

Kommentarvon Markus Jox

„Wir sind die Hamburg-Partei“, beschwor Alt-Bürgermeister Voscherau mit in der SPD rar gewordenem rhetorischem Feuer die Delegierten und riet zu „drei kurzen Jahren“ bis zur nächsten Wahl 2008, „sachlich, fleißig, tüchtig für unsere Stadt“. Die Basis jedoch schien die Ohren auf Durchzug geschaltet zu haben. Während Vorturner wie der noch reichlich blasse Parteichef Petersen Reden abspulten, schwatzten die Delegierten oder verzogen sich seufzend zum Mittagessen.

Irgendwie hat man den Eindruck, dass die SPD sich noch immer die Augen darüber reibt, warum die böse CDU und dieser Ole von Beust denn schon so lange sich zu regieren erdreisten. Der fürchterlich gut gemeinte, aber viel zu dickleibige, mit grauer Melancholie überzogene Leitantrag zur Wirtschaftspolitik, den die Partei-Granden verfasst haben, spricht da Bände. Viel war am Samstag vom Dienen für die Menschen die Rede, von Demut und Bescheidenheit. Eine peppige, die Wähler aufrüttelnde Verpackung für ihre Botschaft, eine Art sozialdemokratischer Gegenentwurf zu den „Leuchtturmprojekten“ und der „Wachsenden Stadt“ des Ole von Beust hat die SPD bisher noch nicht gefunden.

Und er ist auch auf der Veddel nicht gesichtet worden.