Manipulation und Untreue

FINANZKRISE Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen den ehemaligen Chef der Pleite-Bank IKB

DÜSSELDORF afp/rtr | Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat Anklage gegen den früheren Chef der Mittelstandsbank IKB erhoben. Dem ehemaligen Vorstandssprecher Stefan Ortseifen werde vorgeworfen, den Börsenkurs der IKB manipuliert zu haben, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Außerdem wirft sie ihm Untreue in vier Fällen vor.

Die IKB hatte sich am US-Immobilienmarkt verspekuliert und war nach Ausbruch der Finanzkrise im letzten Sommer in eine finanzielle Schieflage geraten. Das Institut konnte nur durch Finanzspritzen des Bundes und der Finanzwirtschaft von über 10 Milliarden Euro vor dem Aus bewahrt werden.

Die Staatsanwaltschaft macht Ortseifen für eine Pressemitteilung des Vorstandes vom 20. Juli 2007 verantwortlich. Darin soll er die Auswirkungen der beginnenden Finanzkrise auf die IKB zu positiv dargestellt haben. Damit habe der Bankchef erreicht, dass die Anleger wieder mehr IKB-Aktien gekauft hätten und der Börsenkurs stabilisiert worden sei. Nur eine Woche später habe die IKB allerdings kurz vor der Insolvenz gestanden, zehn Tage später habe es erdrutschartige Kursverluste gegeben.

Die Staatsanwaltschaft wirft Ortseifen zudem vor, 120.000 Euro aus dem Vermögen der IKB veruntreut zu haben. In drei Fällen habe er seine Dienstvilla auf Kosten der Bank umbauen lassen. Der Untreue-Vorwurf im Zusammenhang mit dem Kauf von hochspekulativen Immobilienpapieren habe sich dagegen als nicht haltbar erwiesen. Im Fall einer Verurteilung drohen Ortseifen bis zu fünf Jahre Haft.