Bürgerzentren vor dem Aus?

Erneut will die Stadt die Etats der fünf freien Zentren kürzen. SPD schlägt Schließung von zwei Häusern vor. „Bürgerschaftliches Engagement wird mit Füßen getreten“, klagt ein Vorstandmitglied

VON THOMAS SPOLERT

Schon wieder will die Stadt bei den sechs Kölner Bürgerzentren in freier Trägerschaft sparen. 162.000 Euro sollen aus dem Etat 2005/2006 eingespart werden, das sind zwölf Prozent der bisher insgesamt angesetzten 1,35 Millionen. Nach den Kürzungen der Jahre 2003 und 2004 mussten bereits 20 MitarbeiterInnen entlassen werden. Sollten die neuen Streichungen greifen, „steht die Existenz der Bürgerzentren auf der Kippe“, sagt Anne Grose, Vorstand der „Alte Feuerwache“. Die Zentren gingen schon aufgrund der früheren Streichungen „auf dem Zahnfleisch“.

Alte Feuerwache, Bürgerhaus Bocklemünd, Quäker-Nachbarschaftsheim, Engelshof und die Bürgerzentren in Mülheim und Ehrenfeld appellierten bereits Ende November vergangenen Jahres an den Kämmerer, Peter Michael Soénius (CDU), von den Streichungen abzusehen. Stattdessen erhielten die Träger im Januar die Nachricht, dass die Etats reduziert werden müssten. Die anschließenden Gespräche mit Ratspolitikern brachten auch keine konkreten Fortschritte. „Wir können aufgrund der außerordentlichen Haushaltslage keine verbindlichen Zusagen machen“, antwortetet der Fraktionsvorsitzende der CDU, Herbert Gey, auf ein Schreiben der Alten Feuerwache. „Wir werden immer nur vertröstet“, klagt Monika Schulten vom Bürgerhaus in Bocklemünd. So fehle dann auch die notwendige Planungssicherheit.

Der sozialpolitische Sprecher der SPD, Walter Kluth, will sogar lieber ein oder zwei Häuser schließen, um die Qualität der anderen Zentren nicht noch weiter abzusenken. Bereits vor zwei Jahren haben alle Einrichtungen finanziell bluten müssen. Insgesamt zwanzig Mitarbeiter mussten daraufhin entlassen werden. Derzeit arbeiten noch 78 Angestellte, 54 Honorarkräfte und 164 Ehrenamtliche in den Stadtteilen mit Menschen aller Altersstufen.

„Zusammen haben wir mehr als 16.000 Besucher pro Woche“, beziffert Gregor Leschik vom Vorstand der Alten Feuerwache die Dimension der sozialen und kulturellen Arbeit der freien Träger. Mit den Angestellten verlören die Zentren auch immer wieder freiwillige Helfer. „Das so oft geforderte bürgerschaftliche Engagement wird mit Füßen getreten“, so Vorstandskollegin Josefine Utiker. Eigentlich müsste die Stadt Köln neunzig Prozent finanzieren. Tatsächlich aber kämen bereits heute bis zu 40 Prozent aus Eigenmitteln. „Ein Drittel meiner Arbeitszeit verbringe ich damit, Geld heranzuschaffen“, sagt Monika Schulten. Zeit, die besser in die konkrete Arbeit mit den Menschen in den Stadtteilen investiert werden sollte.

Unisono beklagen die Vereinsvertreter die Millionenzuschüsse für die Fußball WM 2006 und den Weltjugendtag. Hier werde immer wieder mit der Nachhaltigkeit dieser Investition argumentiert, obwohl die Fußball-Europameisterschaft für Portugal ein finanzieller Verlust gewesen sei. „Leider können wir die Nachhaltigkeit unserer präventiven Arbeit nicht beziffern“, bedauert Marita Dockter vom Quäker Nachbarschaftsheim.