Hängepartie für Jugendfreizeitheime

Privatisierung der Jugendfreizeitheime lahmt: Das Freizi Friesenstraße steht immer noch ohne Verträge und nun auch ohne Mitarbeiter da. Das Jugendzentrum Findorff bangt um seine Existenz. Ein Runder Tisch soll jetzt seine Zukunft diskutieren

bremen taz ■ In den Bremer Jugendfreizeitheimen gärt es. Sie sollen privatisiert werden – Vorreiter ist das Freizi Friesenstraße. Doch hier hakt es. Eigentlich sollte der Verein Friese e.V. das Freizi im Viertel schon zum Jahreswechselübernehmen. Einst als Verein der Friese-NutzerInnen gegründet hatte er im Herbst den Zuschlag für die Übernahme bekommen – und ist immer noch ohne gültige Verträge.

Das Problem: Es gibt zwei Verträge – einen Miet- und einen Kooperationsvertrag, die beide heute, am 1. März, in Kraft treten sollten. Für den Mietvertrag aber hatte sich Anfang des Jahres die Stadt einen Aufschub erbeten, da noch ein paar Dinge unklar seien. Und es offenbar immer noch sind: „Letzte Woche ist der Mietvertrag in letzter Sekunde von der Stadt zurückgezogen worden – zur Überarbeitung“, so Holger Lauster, Geschäftsführer des Vereins Friese. Die Aktivitäten im Freizi lägen damit flach. „Wir können überhaupt nicht planen. Auch Personal kann nicht eingestellt werden. Ohne Vertrag geht hier gar nichts“, sagt Lauster und meint nicht nur den Mietvertrag.

Auch der Kooperationsvertrag zwischen Verein und Jugendbehörde ist noch nicht unterschrieben. Während die Behörde in dem noch nicht vorliegenden Mietvertrag kein Problem sieht und stattdessen auf den Kooperationsvertrag verweist, den man doch unterzeichnen könne, hält der Verein dagegen und lässt letzteren erstmal vom Anwalt prüfen. Denn darin ist auch das Budget festgeschrieben. „Diese Verträge sind für uns zu undurchsichtig“ so Michael Quast, zweiter Geschäftsführer der Friese. Bevor der Vertrag, in dem es ums Geld geht, nicht geprüft sei, werde man den Mietvertrag nicht unterschreiben.

Was das Geld angeht, sind die Friese-Leute irritiert: „Unser Etat variiert täglich“, sagt Quast, „nun sollen wir davon den Strom der Kita Gleimstraße übernehmen. Warum, das wurde uns nicht erklärt.“ Joe Kuhlmann vom Ressort sagt dazu: „Das war schon immer so. Wir bemühen uns, das in Zukunft anders zu regeln.“

Seit gestern ist die Friese ohne Mitarbeiter. Der bis dahin einzige Sozialarbeiter gehört zum öffentlichen Dienst und arbeitet nun im Wehrschloss. Damit läuft in der Friese bis auf weiteres wenig: „Bis die endgültigen Verträge ausgeknobelt sind“, sagt Holger Lauster, „können wir nichts anderes tun als die Türen auf- und zuzuschließen.“

Bloßes Auf- und Zuschließen blüht nun auch dem Freizi Findorff. Hier verfolgt man die Entwicklung um die Friese mit Sorge. Denn das Findorffer Jugendzentrum soll als nächstes privatisiert werden. „Leute zum Ausmessen waren schon da. Doch wer kann sich so ein großes Haus denn leisten?“ fragt sich Leiterin Jutta Schöpp. Ihr Kollege Holger Hülsemann bangt um seinen Arbeitsplatz und das Ansehen des Hauses.„Wir haben uns in jahrelanger Arbeit einen guten Ruf im Quartier erarbeitet.“ Seine Kollegin Schöpp erklärt: „Wir haben kein Problem damit, in die freie Trägerschaft zu gehen. Aber nur, wenn das Konzept stimmt. Sprich: die Arbeitsplätze und das Konzept des Hauses bleiben.“ Falls das nicht so ist, sind beide, Schöpp wie Hülsemann, fest entschlossen zu gehen. Ressortsprecher Klaus Krancke winkt ab: „In einer Betriebsübergabe würden alle Mitarbeiter übernommen werden und auch das bisherige Konzept soll weitergeführt werden“, verspricht er.

In Findorff sind seine Worte noch nicht angekommen, die Sorge um das Freizi bleibt. Am Donnerstag, 3. März, um 19 Uhr trifft sich Jugendzentrum Findorff ein Runder Tisch: Hier diskutieren alle Interessierten und Beteiligten die Zukunft des Freizis im Stadtteil. Martina Möller