Schwitzen und Hauen

Christian von Alvenslebens Schau „Die Arbeit des Boxers“ will hinter die Fassade der strittigen Sportart blicken

Nein, eine gewöhnliche Eröffnung war das nicht. Nicht die in der Galerie Grauwert übliche Fotoszene, Rotwein und Kennermiene. Stattdessen: „Tiger“ Darius Michalczewski und seine Hamburger Boxmeute, in der Hand klebrige, vorgeblich fit machende Energie-Getränke. An den Wänden, dicht an dicht gehängt, die Ausstellung „Die Arbeit des Boxers“ von Christian von Alvensleben, der schon kürzlich mit Fotografien aus Albert Camus‘ letztem Wohnort Lourmarin hier zu sehen war.

„Die Arbeit des Boxers“ ist ein guter Titel für eine Schau, die vor allem einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen will. Denn da das Herz des Boxers bekanntermaßen nur den Kampf und den Sieg kennt, zeigen die Fotografien auch vor allem riesige Boxsäcke, Szenen aus dem Training, Sparringspartner und den Tiger selbst – im Schweiße seines Angesichts. Fünf Monate lang hat der Hamburger Fotograf den Boxer beim Training abgelichtet, doch wie dieser versichert, ganz ohne ihn beim Schwitzen und Hauen zu stören: „Keine Sekunde wurde das Training unterbrochen.“

So kraftvoll wie der 1968 in Danzig geborene und mittlerweile wieder in Polen lebende Michalczewski in die Säcke haut (oder in die Magengrube des Gegners), so fragil und beiläufig wirken einige der ausgestellten Arbeiten. Vielleicht, weil Alvensleben richtigerweise erkannt hat, dass nicht die Kraft des Boxers bildwürdig ist, sondern vor allem sein stetes Ringen mit sich selbst.

Die Faszination des Boxens ist die „Ungewissheit der boxerischen Existenz“, wie der kürzlich verstorbene Max Schmeling in seinem Buch Erinnerungen geschrieben hat. Am Sonnabend schlug übrigens gerade des „Tigers“ Comeback fehl: Im 50. Profi-Kampf unterlag Michalczewski dem französischen WBA-Weltmeister Fabrice Tiozzo – seine erste K.o.-Niederlage (siehe auch S. 24). Marek Storch

Mo–Fr 9–18 Uhr, Galerie Grauwert, Telemannstr. 27; bis 10. 3.