Die Schultereckgelenkssprengung

In dieser Kolumne werden wir während der dunkelsten aller Jahreszeiten, der fußballlosen, erhellende Worte über Erkrankungen und Verletzungen von Sportlern verlieren. Welche Erkrankung oder Verletzung es in diese Kolumne schafft, hängt weder von ihrer Häufigkeit, noch von ihrer Gefährlichkeit ab. Es herrschen hier keine sachlichen Gründe, sondern die Vorlieben des Autors.

Mein Freund Tönjes flog über den Lenker seines Fahrrads und landete auf der Schulter. Der Arzt in der Unfallklinik diagnostizierte eine Schultereckgelenkssprengung, auf Fachchinesisch: Tossy. Es gibt Tossy I: Zerrung des Kapselbandapparats ohne sichtbare Verschiebung des Schlüsselbeinendes. Behandlung: konservativ, Pause: wenige Tage.

Tossy II: Teilzerreißung des Kapselbandapparats mit Verschiebung des Schlüsselbeinendes zum Schulterdach um weniger als eine Schaftbreite des Schlüsselbeins. Behandlung: konservativ oder Operation, Pause: vier Wochen.

Tossy III: Komplette Zerstörung des Kapselbandapparats mit Verschiebung des Schlüsselbeinendes zum Schulterdach um mehr als eine Schaftbreite des Schlüsselbeins. Behandlung: OP, Pause: mehrere Monate. Tossy III ist, was Tönjes hatte: Seine Schulter sieht aus, als hätte jemand mit einem stumpfen Messer versucht, ein Steak zu schneiden. Alle Sportarten, in denen Athleten mit hoher Geschwindigkeit auf der Schulter landen sind prädestiniert: Eishockey, Radfahren, Motorradrennen, Reiten, Handball – Fußball.

Fußballer mit Tossy: Karl Allgöwer, Michael Ballack, Cacau, Jefferson Farfan, Fernando Meira, Émile Mpenza und – gleich zwei Mal – Marko Rehmer. ROR