LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Dauerhafte Kontaktstörung“, taz vom 24. 6. 09

Zweifel an der Loyalität zu Israel

Ich bin durchaus bereit, mir verschiedene Meinungen zum Nahostkonflikt anzuhören, aber dieser Artikel ist tatsächlich unerträglich. Die dort beschriebene Situation in Palästina wird nicht nur quasi wertfrei und ohne kritische Anmerkungen vorgetragen, sondern sie ist für den Autor Philipp Gessler stellenweise sogar noch nachvollziehbar. Wie kann eine Zeitung, die für sachlichen Journalismus zur umfänglichen Information ihrer Leser steht, so einen Artikel zulassen? Da wird die jahrzehntelange israelische Besatzung in Palästina mit all ihren völkerrechtswidrigen und unmenschlichen Praktiken nur noch achselzuckend, jedoch in keiner Weise kritisch oder bedauernd zur Kenntnis genommen. Wen interessiert schon das Völkerrecht oder die Menschenrechte?

Der Autor schämt sich nicht, zu schreiben, dass, wer die Besatzung als „die Wurzel allen Übels“ benennt, wie ein palästinensischer Knesset-Abgeordneter zitiert wird, verbalradikal ist und Zweifel an seiner Loyalität zum Staat Israel aufkommen lässt. Diese Art von Ignoranz und Öffentlichkeitsverdummung, anders kann man es leider wirklich nicht bezeichnen, trägt mit ganze große Schuld daran, dass der Konflikt auf Kosten von Leben, Gesundheit, Eigentum, wirtschaftlichem Überleben, auf Kosten von Menschen- und Völkerrecht, Menschenwürde, Hoffnung und Perspektive Tausender über Jahrzehnte nicht gelöst wurde und vielleicht nur noch in einer menschlichen und politischen Tragödie für beide Seiten enden kann.

INGRID RUMPF, Pfullingen

■ betr.: „Deutschland im Krieg“taz vom 26. 6. 09

Mohnschutz

Früher, so um 1900, hießen solche Truppen in Deutschlands Kolonien „Schutztruppen“. Und auch beim heutigen Einsatz handelt es sich um eine Schutztruppe. Nun weiß man nicht so genau, was dort geschützt und/oder verteidigt wird. Die Freiheit und Emanzipation der Frauen? Der Aufbau von Telekommunikations-und Mobiltelefonnetzen? Der Stolz des afghanischen Mannes? Unsere Freiheit am Hindukusch? Oder die 46 Prozent des dortigen Bruttosozialproduktes in Form von Schlafmohn, der auf 193.000 Hektar angebaut wird und einen Schwarzmarktwert von sagenhaften 3,1 Milliarden US-Dollar einbringt. HORST WERNER, Euskirchen

■ betr.: „Drei deutsche Soldaten sterben bei Kundus“, taz vom 24. 6 09

Krieg gebiert Krieg

Schade, dass die Linke die einzige Partei ist, die sich ausdrücklich gegen den deutschen Afghanistaneinsatz ausspricht! Die vielen Toten, die es bereits gegeben hat, verbieten eine Fortsetzung des Mandates. Krieg verschärft und potenziert Krieg, die Situation in Afghanistan beruhigen tut der Einsatz jedenfalls nicht. Krieg gebiert wieder Krieg und keinesfalls Frieden. Das musste man sehen, das kennt man schon aus dem Kindergarten, aber Jung und Kohorten stellen sich hin und machen die Deutschen allen Ernstes glauben, dass noch mehr Soldaten die Situation entschärfen. Das ist nicht nur tragisch, sondern zynisch! IMME KLEE, Hamburg

■ betr.: „Christlich homophob“, taz vom 26. 6. 09

Kirchenkampf für Homos

Ich finde es sehr bedauerlich, dass in der taz zunehmend das Christentum und die Kirche mit Intoleranz und Unterdrückung in Verbindung gebracht werden. Zweifellos gab es viele dunkle Seiten in der Geschichte der Kirche. Und auch heute gibt es konservative Kreise, die ihre vermeintlich christlichen Werte als Argument für die Diskriminierung Homosexueller missbrauchen. Eine seriöse Berichterstattung sollte jedoch auch die andere Seite darstellen: So gibt es eine breite Strömung in der Kirche, die darum kämpft, dass Homosexuelle Gleichberechtigung erfahren.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Nordelbische Kirche: Sie ist jedes Jahr mit einem Wagen beim CSD in Hamburg dabei.CHRISTINE HALISCH, Theologin aus Kiel