Iraks Kurden wollen Präsidentenamt

Dschalal Talabani im Gespräch. Als Gegenleistung für Verzicht sollte Kirkuk ins Autonomiegebiet eingegliedert werden. Sunniten bereuen ihren Wahlboykott

BAGDAD/KAIRO dpa ■ Nach der Ernennung des Schiiten Ibrahim al-Dschafari zum Regierungschef im Irak erheben die Kurdenparteien Anspruch auf das Präsidentenamt. Für den Posten ist der Chef der Patriotischen Union Kurdistans, Dschalal Talabani, im Gespräch. In Bagdad wurde gestern jedoch spekuliert, dass Talabani auf das Amt verzichten könnte, wenn die schiitische Parlamentsmehrheit dafür auf andere kurdische Forderungen wie die Eingliederung der Ölstadt Kirkuk in die kurdische Autonomieregion eingehen sollte.

Talabanis Parteifreund, Außenminister Hoschiar Sebari, erklärte in einem Interview der arabischen Zeitung Al-Sharq Al-Awsat: „Der Posten ist für uns nicht so bedeutend wie das, was wir für das kurdische Volk erreichen wollen, nämlich einen demokratischen, föderalen, vereinten Irak, und dazu gehört auch eine vernünftige Lösung des Kirkuk-Problems.“

Der scheidende Übergangspräsident, Scheich Ghasi al-Jawar, sagte unterdessen, viele Sunniten bereuten inzwischen, dass sie die Wahlen am 30. Januar boykottiert hatten. „Das war eine Lektion, die keiner vergessen wird“, sagte er der irakischen Zeitung Al-Sabah Al-Jadid.

In Kirkuk erschossen Aufständische gestern einen Polizeioffizier, der in einem Restaurant saß. Nach Polizeiangaben wurden zwei Verdächtige festgenommen. Im rund 100 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegenen Muktadija erschossen Unbekannte am Dienstag den Stadtratsvorsitzenden Chalil Ali Schukur in seinem Auto.

Ebenfalls am Dienstag nahm die Polizei in Bagdads Stadtteil Baja sechs mutmaßliche Terroristen fest, darunter den unter dem Namen „Ali der Metzger“ bekannten und wegen Entführungen gesuchten Ali Hassan al- Dschaburi.