Papst vergleicht Ungleiches

In seinem neuen Buch setzt er Abtreibungsgesetze mit parlamentarischer Ebnung des Wegs zur Schoah gleich

ROM epd ■ Papst Johannes Paul II. hat Medienberichten zufolge in seinem neuen Buch freizügige Abtreibungsgesetze in die Nähe der Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten gerückt.

In dem am Mittwoch erscheinenden Gesprächsband erklärte er nach gestrigen Informationen des römischen Nachrichtendienstes Asianews, ein legal gewähltes Parlament habe Hitler die Macht gegeben, die den Weg für die Errichtung der Konzentrationslager ebnete. Als nächstliegende Gedankenverbindung zur Bevollmächtigung Hitlers durch den Reichstag bezeichnete Johannes Paul II. danach moderne Abtreibungsgesetze. Parlamentarier, die derartige Regelungen heute verabschiedeten, missbräuchten ihre Macht und träten in offenen Konflikt mit Gottes Gesetz.

Laut SWR, dem das Buch „Erinnerung und Identität. Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrhunderten“ vorliegt, behauptet der Papst, dass die Formen der Vernichtung de facto zwar aufgehört hätten. Was jedoch weitergehe, sei „die Vernichtung gezeugter, aber noch ungeborener menschlicher Wesen“, die sogar von demokratisch gewählten Parlamenten gebilligt worden sei. Es sei deshalb zulässig und sogar geboten, sich zu fragen, „ob nicht hier – vielleicht heimtückischer und verhohlener – wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk“ sei.

Auch Kölns Kardinal Joachim Meisner hatte schon mal die Verbrechen Hitlers und Stalins mit der Abtreibung gleichgesetzt. Angesichts der großen Empörung drückte er später sein Bedauern darüber aus.