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: Der fette Kommerz kommt erst noch

Zack, ungebremst haben die Manager von Borussia Dortmund ihren Verein gegen die Wand gefahren. Aus eigener Kraft ist Borussia nicht mehr fähig, ihre Rechnungen, geschweige denn die Schulden zu bezahlen. Wenn die Gläubiger nicht mitziehen, darf der Champions-League-Gewinner von 1997 einen Neuanfang in der dritten Liga versuchen. Den Verantwortlichen für die Misere, Gerd Niebaum und Michael Meier, dürfte dann noch mehr als nur ein schimpflicher Rücktritt blühen. Ehrgeiz? Geldgier? Hehre Ziele allein werden sie nicht auf diese chaotischen Finanzpfade gebracht haben.

KOMMENTARVON DETLEF GÜRTLER

Traditionalistische Anhänger des Fußballspiels wird die Pleite der Borussia Dortmund GmbH & Co KgaA mit klammheimlicher Freude erfüllen: Da sieht man mal, wie weit man kommt, wenn man die schönste Nebensache der Welt dem schnöden Mammon unterordnet. Doch der Weg zurück in Sepp Herbergers Welt der elf Freunde ist verbaut. Wir stehen nicht etwa vor dem Scherbenhaufen des Fußball-Business, sondern immer noch am Anfang der Kommerzialisierung. Denn die Markentreue der Fans und die Markenbekanntheit der Profivereine sind phänomenal – danach leckt sich jeder Marketing-Manager die Finger. Es gibt erfolgreiche Beispiele für die Übertragung des Markenwerts – wie die FC-Bayern-Card der Hypovereinsbank – und es gibt Flops – wie Borussia Dortmunds Bekleidungsmarke Gool.

Es wird noch mehr Experimente brauchen, bis die Fußballbranche zu Geschäftsmodellen kommt, die Erlöse produzieren, ohne das Image zu beschädigen. Um dorthin zu kommen, sind weitere Investitionen erforderlich: in den Spielbetrieb, in die Stadien, in die Fanarbeit, ins Marketing. Und auch bei der Kapitalbeschaffung gibt es erfolgreiche Beispiele, etwa die Adidas-Beteiligung an Bayern München oder die Genussschein-Emission des 1. FC Köln.

Allerdings ist den Klubs nun auf absehbare Zeit die Kapitalbeschaffung via Börse unmöglich gemacht worden. Wofür sie sich bei der Deutschen Bank bedanken können: Sie war es, die Borussia Dortmund an die Börse brachte, sie hätte prüfen müssen, welch gewagte Finanzkonstruktionen die Herren Meier und Niebaum gezimmert hatten. Stattdessen peitschte die Deutsche Bank den Börsengang durch, um der ganzen Bundesliga den Aktienmarkt schmackhaft zu machen. Jetzt hat sie genau das Gegenteil erreicht. Schade für den deutschen Fußball.

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