drogenpolitik
: Falsche Priorität mit teuren Folgen

Dass die Stadtverwaltung derzeit auf die blödesten Ideen kommt, um den klammen Kölner Haushalt zu entlasten, war vorhersehbar. Aber ausgerechnet den einzigen Kölner Druckraum einzusparen, zeugt nun wirklich von einer falschen Prioritätensetzung. Und es ist wenig glaubhaft, dass man keine 245.000 Euro auftreiben kann – wenn man gleichzeitig der katholischen Kirche für ihren Weltjugendtag 1,5 Millionen Euro in den Hintern blasen will. Und auch für die Fußball-WM werden sicher einige Millionen locker gemacht.

Kommentar von SUSANNE GANNOTT

Aber klar: Bei solchen Events spekuliert die Stadt nicht nur auf den Imagegewinn, sondern auch auf das viele Geld, dass die Touristen in der Stadt lassen. Mit Junkies dagegen kann man weder Ehre einfahren noch Geld machen. Diese Denkweise ist nun allerdings extrem kurzsichtig: Die Druckräume gibt es schließlich nicht zum Vergnügen der Junkies, sondern weil man zum Beispiel mit frischen Spritzen das Risiko von Infektionen vermindert. Und so ist es langfristig schon aus finanzieller Sicht ziemlich töricht, für eine Steigerung der HIV-Infektionen und Drogentoten zu sorgen, weil man jetzt ein wenig sparen will.

Politisch Sinn macht das Ganze allerdings, wenn man sich an die jüngste Forderung des Kölner Ordnungsamtschef erinnert: Der will eine neue Sheriff-Truppe aufstellen, Drogenabhängige noch mehr kontrollieren und von bestimmten Orten vertreiben. Offenbar basteln einige konservative Gemüter an einer Neuausrichtung der Kölner Drogenpolitik. Aber kann das die Zukunft sein – zurück zur Repression? Mit Sicherheit nicht!