Tragik von Aufstieg und Niedergang

Libanons ehemaliger Ministerpräsident Rafik Hariri, Multimilliardär, war ein Mann des politischen Ausgleichs

BERLIN taz ■ Der 14. Februar wird in die Geschichte des Libanons als schwarzer Tag eingehen. Was für viele Libanesen davor unvorstellbar war, ist nackte Realität geworden. Rafik Hariri, der die Wiederauferstehung des Libanons aus den Ruinen des Bürgerkrieges verkörperte, ist ermordet worden. Mit ihm verliert das Zedernland die einzige politische Persönlichkeit, die über nationale, regionale, und internationale Glaubwürdigkeit verfügte, einen der wenigen libanesischen Politiker auch, deren Hände nicht mit Blut befleckt waren. Die Autobombe, die den Körper des Exministerpräsidenten zerrissen hat, bringt den Libanon wieder an den Rand des Bürgerkrieges. Hariris Ende verkörpert die Tragik der Libanesen, die vom rastlosen Wechsel, vom Aufstieg und Niedergang beherrscht ist.

Der aus einer armen sunnitischen Familie stammende Politiker machte in den Siebzigerjahren sein erstes Glück in doppelter Hinsicht in Saudi-Arabien. Dort wurde er zum Multimilliardär und zum treuesten Freund der saudischen Monarchie. Mit beiden Jokern kehrte Hariri Anfang der 80er-Jahre mitten im Bürgerkrieg nach Libanon zurück und vermittelte zwischen den kämpfenden Parteien, was 1989 zum Abkommen von Attaif führte.

Die Beendigung des Bürgerkrieges (1975–1990) war der Anfang des politischen Aufstiegs des 1944 geborenen Hariri. Er wurde 1992 Ministerpräsident des Libanons. Politisch war Hariri stets ein distanzierter Verbündeter Syriens. Seine regionalen und internationalen Beziehungen sorgten dafür, dass man ihm in Damaskus misstraute, was 1998 zum Verlust seines Amtes infolge der Wahl des Generals Lahoud zum Staatspräsidenten führte. Außerdem spielte dabei sein gespanntes Verhältnis zur Hisbollah eine Rolle, die bis zum Jahr 2000 den bewaffneten Kampf gegen die israelische Besatzung von Teilen des Südens führte.

Im Sommer 2000 schaffte Hariri ein politisches Comeback als wiedergewählter Ministerpräsident. Er führte bis zum vorigen Herbst eine Zwangsehe mit dem Staatspräsidenten Lahoud, der die Unterstützung Syriens und der Hisbollah hat. Danach kam es zum inoffiziellen Bruch zwischen Syrien und Hariri, der zurücktreten musste, während sein Konkurrent Lahoud mit massiver Unterstützung aus Damaskus sein Mandat verlängern konnte.

ABDUL-MOTTALEB HUSSEINI