Studis als Drohkulisse

FREIE UNIVERSITÄT Erst gibt’s demofrei für die Studierenden, dann Strafanträge

Die protestierenden Studierenden der Freien Universität (FU) fühlen sich von ihrem Präsidenten Dieter Lenzen verschaukelt. Hintergrund ist die Besetzung des Präsidiums am Dienstag durch rund 300 Studis im Rahmen der Bildungsstreikwoche. Die Uni hatte deswegen die Polizei gerufen, am frühen Abend zogen die Besetzer ab. Dabei hatte Lenzen die Studierenden noch am Montag explizit ermutigt, an den Protesten teilzunehmen.

Die Aktivisten sehen sich nun in ihrer ablehnenden Haltung der Unileitung gegenüber bestätigt: „Wir haben dieser Aussage immer misstraut“, sagte Jens Fischer vom FU-Streikkomitee am Mittwoch der taz. Lenzen wolle die Studierenden für die laufenden Verhandlungen um mehr Geld vom Senat instrumentalisieren – als Drohkulisse.

Der Besetzung vorausgegangen war eine mit 1.500 Studierenden gut besuchte Vollversammlung. Die Teilnehmer verabschiedeten einen Forderungskatalog, in dem die Verlängerung der Regelstudienzeit verlangt wird. Nach Angaben des Präsidiums wurden während der Besetzung jedoch keine inhaltlichen Forderungen überreicht, und ein Diskussionsangebot wurde ausgeschlagen. Die Uni verurteilt die Protestaktion. Zudem stellte sie Strafanträge wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. „Den Verantwortlichen der FU waren die Forderungen zu drastisch“, so Jens Fischer. Sachbeschädigungen will keiner der Teilnehmer gesehen haben.

Prinzipiell unterstützen die Studierenden die Forderungen des Präsidenten nach mehr Geld für die FU. Doch das Misstrauen ist groß. „Freie Bildung bedeutet mehr als mehr Geld. Wir wollen ein Umdenken in der Bildungspolitik und die Neustrukturierung der Studiengänge“, sagt Alina Herbing von der Streikkoordination. TILLA MASBERG