Türkei hält an Ilisu-Damm fest

STAUDAMM Wenn internationale Kredite ausbleiben, will Ankara das Projekt auch alleine durchziehen

ISTANBUL dpa | Die Türkei will den Bau des umstrittenen Ilisu- Staudamms auch ohne internationale Geldgeber beginnen. Ohne Kreditbürgschaften werde Ankara das Projekt aus eigenen Quellen finanzieren, zitierte die türkische Tageszeitung Radikal am Dienstag Umweltminister Veysel Eroglu. Internationale Kreditbürgschaften wackeln, weil Verstöße gegen Umweltschutzauflagen und Mängel bei den Umsiedlungsplänen festgestellt worden waren.

Unterdessen schloss sich auch der international bekannte, regierungskritische türkische Schriftsteller Yasar Kemal den Kritikern des Projektes an, das die archäologisch bedeutende Stadt Hasankeyf bedroht. Kemal sagte: „Wer versucht, die Stadt Hasankeyf zu retten, indem er einzelne Monumente versetzen will, zerstört ein Welterbe.“ Auch Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk und Popsänger Tarkan haben sich gegen den Bau ausgesprochen.

Deutschland hatte für das Projekt rund 190 Millionen Euro über eine Hermes-Bürgschaft abgesichert. Im Dezember stoppte Berlin diese jedoch vorerst und gab der Türkei eine Frist von 180 Tagen, um Auflagen zu erfüllen. Sie läuft am 6. Juli ab.

Durch den 300 Quadratkilometer großen See, der oberhalb der 1.820 Meter langen und 135 Meter hohen Ilisu-Staumauer entstehen soll, würde nicht nur Hasankeyf überflutet, auch die Wohnungen von mehr als 10.000 Menschen würden vernichtet. Die türkische Regierung verspricht sich neben der Energiegewinnung eine Entwicklung der Landwirtschaft.