Nicht schmollen, Ole

ver.di-Chef Wolfgang Rose fordert den Senat auf, Tarifabschluss im öffentlichen Dienst zu übernehmen

Wolfgang Rose war ganz emphatisch: Unmittelbar aus einer Telefonkonferenz mit anderen Granden der Dienstleistungsgewerkschaft herbeihastend bejubelte der Hamburger ver.di-Chef beredt den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Ein „richtiger Modernisierungsschub“ sei das, befand Rose, und ein gutes Rezept gegen die Vorurteile über den „starren, unbeweglichen öffentlichen Dienst und die Ärmelschoner tragenden Beamten, die an ihren Schreibtischen Gesetze ordnungsstaatlich umsetzen“.

Den Stadtstaat Hamburg forderte Rose zur Übernahme des Pakets für seine Angestellten und Arbeiter auf. Der Senat solle „den Schmollwinkel“ verlassen, seine Blockadehaltung aufgeben und die unter anderem für die Beschäftigten von Stadtreinigung, Stadtentwässerung und Krankenhäusern zuständige „Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg“ veranlassen, den Kompromiss zu übernehmen, meinte der ver.di-Boss. Dienstrecht und Arbeitszeit müssten auf den neuesten Stand gebracht und das Entlohnungssystem leistungsbezogener gestaltet werden. „Wenn Ole von Beust es will, können wir uns schon morgen an einen Tisch setzen.“

Kompromissbereitschaft deutete Rose in der Frage der Arbeitszeit an. Wenn die Tarifkommission der Länder, in der Hamburg vertreten ist, analog zu der jetzt gefundenen Lösung für den Bund den Vorschlag unterbreite, künftig in Ost- und Westdeutschland die 39-Stunden-Woche einzuführen, „dann müssen wir ernsthaft darüber nachdenken“, sagte Rose. Im Osten gilt derzeit für die kommunalen Beschäftigten die 40-, in West-Ländern die 38,5-Stunden-Woche.

In der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sind rund 110.000 Hamburger ArbeitnehmerInnen organisiert, darunter orientiert sich etwa ein Drittel am Tarifrecht des öffentlichen Dienstes. Markus Jox