Armenien bleibt Lehre

Fraktionen von SPD und CDU in Brandenburg: Genozid an Armeniern soll in der Schule wieder Thema werden

POTSDAM epd ■ Der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich soll nach dem Willen der Landtags-Fraktionsvorstände von SPD und CDU in Brandenburg wieder in den Schullehrplan aufgenommen werden. Ein Antrag der Fraktionen soll in Kürze in das Parlament eingebracht werden, sagte SPD-Fraktionssprecher Florian Engels. Die Streichung auf Intervention der türkischen Botschaft hatte bundesweit Kritik ausgelöst.

Die Vorstände hätten am Montag beschlossen, „die Landesregierung zu unterstützen“, das Thema Vertreibung und Genozid an den Armeniern in die Lehrpläne einzubeziehen, sagte Engels. Der Völkermord an den Armeniern ab 1915, dem bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen, soll demnach künftig sowohl in seiner historischen Besonderheit als auch im Vergleich mit anderen Völkermorden in den Unterrichtsplänen berücksichtigt werden.

Der Völkermord sollte nach Auffassung von Historikern auch bundesweit in den Geschichtsunterricht aufgenommen werden. Die Erinnerungskultur in Deutschland dürfe nicht „zum Spielball geschichtspolitischer Interessenkämpfe“ werden, erklärte das Zentrum für Zeithistorische Forschung am Montag in Potsdam. Brandenburg sei mit der Aufnahme in den Lehrplan bislang Vorbild gewesen.

In Deutschland bestehe besonderer Anlass, an den vor 90 Jahren begonnenen Völkermord zu erinnern, da die Deportationen auch unter den Augen deutscher Offiziere stattgefunden hätten. Das Osmanische Reich war im Ersten Weltkrieg Verbündeter des Deutschen Reiches. Anders als die Vernichtung der europäischen Juden oder der Genozid von Ruanda stelle die Ermordung der Armenier eine „umkämpfte Vergangenheit“ dar und werde „im Land der Täter bis heute tabuisiert und klein geredet“, kritisieren die Historiker.