Zehn Millionen Deutsche trinken zu viel Alkohol

SUCHT Drogenbeauftragte will mit Aktionswoche Deutschen das Kampftrinken abgewöhnen

BERLIN dpa/taz | Maß halten statt Maß trinken: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, hat die Deutschen dazu aufgerufen, weniger Alkohol zu trinken als bisher. „Alkohol zu trinken setzt immer eine besondere Verantwortung für Maß, Ort und Zeit voraus“, sagte die SPD-Politikerin am Freitag in Berlin zum Start der Aktionswoche „Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“. Ein Verzicht auf Alkohol im Kindes- und Jugendalter, im Straßenverkehr, bei der Arbeit und während der Schwangerschaft sollte selbstverständlich sein, sagte Bätzing weiter.

Im Rahmen der einwöchigen Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) werden von diesem Samstag an bundesweit mehr als 2.200 Veranstaltungen angeboten.

Raphael Gassmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, sagte, Deutschland liege im statistischen Vergleich mit anderen Ländern weit vorne. „9,9 Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr: 6. Platz weltweit! Der Alkoholkonsum in Deutschland ist extrem“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass Erwachsene eine besondere Verantwortung für das Verhalten „junger Nachwuchstrinker“ hätten. Insbesondere liege diese Verantwortung bei den Herstellern, Händlern, Werbetreibenden und den Eltern.

Einer Studie zufolge trank im vergangenen Jahr ein Fünftel der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren exzessiv Alkohol. Insgesamt gelten in Deutschland laut einer gemeinsamen Erklärung von DHS, BZgA und der Drogenbeauftragten der Bundesregierung 1,3 Millionen Menschen als alkoholabhängig. Bei 2 Millionen liege ein Alkoholmissbrauch vor, bei mehr als 9,5 Millionen Deutsche nehme der Konsum riskante Ausmaße an.

Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, lobte vor Beginn der Aktionswoche das Engagement von Sportvereinen, die rund ein Drittel aller Veranstaltungen ausrichten. Das zeige, „welche Verantwortung und Vorbildfunktion“ die Vereine hätten, die „ganz wichtige Partner in der Suchtvorbeugung“ seien. Dass in Vereinen oft auch das Kampftrinken erst erlernt wird, erwähnte sie nicht.