Auf- und abgetaucht

Belgiens Kolonialkönig Leopold thront wieder einen Tag über Kongos Hauptstadt, bevor er spurlos verschwindet

BERLIN taz ■ Belgiens König Leopold II. ist den Kongolesen in schlechter Erinnerung. Die heutige Demokratische Republik Kongo war 1885–1908 als „Freistaat Kongo“ persönliches Eigentum des Monarchen und erlebte damals die brutalste Kolonialherrschaft der Welt, der die Hälfte der 20 Millionen Einwohner zum Opfer fiel. Der Kongo, 1908–1960 belgische Kolonie, hat sich von dieser Terrorherrschaft nie erholt.

Der Zorn war daher groß, als am Mittwoch ein altes Reiterdenkmal des Königs auf dem Bahnhofsplatz der Hauptstadt Kinshasa erschien, die während der Kolonialzeit Leopoldville hieß. Das 6 Meter hohe Bronzedenkmal, seit 38 Jahren im Depot, thronte plötzlich an einem Ende des zentralen Boulevards der 8-Millionen-Metropole. „Ich habe beschlossen, alle Denkmäler des kongolesischen Kulturerbes zu rehabilitieren“, erklärte Kulturminister Christophe Muzunge. Keine 24 Stunden später trugen die gleichen Arbeiter, die den König hingestellt hatten, die Statue wieder ab. Seitdem sind Kulturminister und Statue verschwunden. Zuvor hatte sie für Ärger gesorgt. In einer Ära, wo in Bagdad Saddam Husseins Denkmäler unter Jubel abgeräumt würden, könne doch Kongo nicht den größten Massenmörder der Welt wieder hinstellen, lautete eine gängige Meinung.

Sollte die Entfernung der verhassten Statue dem Gefühl der Bevölkerung Rechnung tragen? Vielleicht war sie nur Eingeständnis eines Fehlers. Denn während der Kolonialzeit stand am Bahnhofsplatz nicht König Leopold, sondern sein Sohn Albert. Das Leopold-Denkmal befand sich am anderen Ende der Stadt. Der dortige Platz ist jetzt aber belegt – mit dem Mausoleum von Laurent-Désiré Kabila, Präsident des Kongo 1997–2001 und Vater des heutigen Staatschefs. DOMINIC JOHNSON