Die Welt hinter der Friseurin

Die Gemeinschaftsinitiative Equal in Bremen hat sich die Integration von MigrantInnen zum Schwerpunkt gesetzt. Das Ziel: Neue Ideen finden und nutzen

Bis 2007 können die Bremer Netzwerke auf ein Volumen von rund 12 Millionen Euro zurückgreifen

„Wenn wir türkische Jugendliche nach ihren Berufsplänen fragen, wollen die Jungs alle Kfz-Mechaniker und die Mädchen Friseuse werden“, sagt Fuat Kamcili, einer der vier Koordinatoren bei Equal Management Bremen, „Die volle Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten ist ihnen gar nicht bekannt“. In einem Projekt für Jugendliche aus Migrantenfamilien will die Gemeinschaftsinitiative den Blick über den Tellerrand jetzt fördern. Es ist eines von zur Zeit 39 Projekten, die in den drei Netzwerken des Landes Bremen umgesetzt werden.

Mit dem Förderprogramm „Equal“ der Europäischen Union sollen Ungleichheiten und Diskriminierung am Arbeitsmarkt angegangen werden. Es wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert und auf regionaler, nationaler und transnationaler Ebene in Netzwerken umgesetzt. „Die Zielgruppen können je nach Ebene unterschiedlich sein“, erläutert Kamcili. Das seien alle am Arbeitsmarkt benachteiligten Personen, darunter Frauen, Behinderte, ältere Menschen und Migranten. „Hier im Land Bremen haben sich die regionalen Netzwerke die berufliche Integration von MigrantInnen zum Schwerpunkt gesetzt“, sagt Kamcili. Anfang der Woche war „Equal“ in Bremen deshalb Gastgeber des bundesweiten Netzwerktreffens zu diesem Themenbereich.

Die Projekte des von der Sozial- und Arbeitssenatorin Röpke (SPD) getragenen Förderprogramms in Bremen sind zahlreich: „In Bremerhaven wurde zum Beispiel eine Sprachförderung für MigrantInnen in der Fischindustrie angeboten, und auch die Polizei Bremen ist an der Qualifizierung von MigrantInnen als potenzielle Mitarbeiter interessiert“, erläutert Fuat Kamcili.

Umgesetzt werden diese Projekte von Trägern der beruflichen Weiterbildung, wie der Arbeiterwohlfahrt und dem Berufsfortbildungswerk. Sie bekommen finanzielle Unterstützung, die zur Hälfte aus dem Europäischen Sozialfonds und zur anderen Hälfte von privaten oder staatlichen Institutionen kofinanziert werden. Für die zweite Projektphase von 2005 bis 2007 können die Bremer Netzwerke damit auf ein Gesamtvolumen von rund 12 Millionen Euro zurückgreifen.

Voraussetzung für eine Projektausrichtung im Rahmen des „Equal“-Förderprogramms ist dabei die Mitarbeit in den regelmäßig zusammentreffenden Netzwerken aller Ebenen. Hier werden Erfahrungen und Ideen ausgetauscht, um die Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Zugewanderte zu verbessern und auszubauen.

„Bei so genannten Workshops werden die Ausrichter und Träger der Projekte vernetzt“, sagt Kamcili. Dabei könnten Handlungsideen für die Politik entwickelt und das ergründete Wissen umgesetzt werden. „Die gesamte Initiative ist darauf ausgerichtet, neue Instrumente bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu erproben und am Ende ihren Erfolg oder Misserfolg zu evaluieren“, meint der junge Koordinator.

Um die Bremer Projekte an die Zielgruppe zu bringen, wird bei der Migrantensozialbetreuung, in Migrantenvereinen sowie an Schulen und Jugendeinrichtungen für die Veranstaltungen geworben. Informationen zu der Gemeinschftsinitiative Equal in Bremen finden sich unter www.equal-hb.de.

Jan Philipp Albrecht