der kommentar
: Packende Schlägerei

Die Doku-Soap „Die Burg“ war bisher nur für die Promikandidaten ein Quell der Freude – und des billigen Fusels. Erst fliegende Fetzen brachten Pro7 nun endlich passable Quoten

Wenn die elf Kandidaten mal nüchtern waren, duellierten sie sich mit Armbrust oder Gossensprache. Ansonsten turtelten und torkelten sie hackedicht durch mittelalterliche Kulissen. Dabei verbreiteten arme Seelen wie Tina Angel (Deutschlands größte Oberweite) oder Christian Anders (sein Zug hat das Nirgendwo längst erreicht) eine Absturzlangeweile, die auch an den schwachen Einschaltquoten abzulesen war.

Am Dienstag aber erreichte „Die Burg“ in der werberelevanten Zielgruppe mit 16,3 Prozent endlich wieder einen zweistelligen Marktanteil. Was war geschehen? Botox-Prinz Frederic von Anhalt hatte die Silikon-Queen Kader Loth krankenhausreif geprügelt. Der Sender war an dieser Eskalation nicht ganz unschuldig, hatte er der entsetzten Frau Loth doch Bilder des Prinzen beim Pinkeln in ihren Badebottich gezeigt.

Mittlerweile hat Frederic die Burg verlassen, eine Anzeige wegen Körperverletzung im Gepäck. „Wer pöbelt und schlägt, fühlt sich mächtig und hofft auf Anerkennung“, sagte gestern Werner Wölfle von der Caritas – nicht über „Die Burg“, sondern über die zunehmende Gewaltbereitschaft ihrer „werberelevanten Zielgruppe“, die Jugendlichen. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Und wenn Pack sich schlägt, schaltet Pack ein. Endlich hat Pro7 das einzige Potenzial der Sendung erkannt. Patrick Bauer