Listen, Arabs!

REDE Grundsätzliches und Konkretes – zentrale Passagen aus Obamas Rede

AUS KAIRO BARACK HUSSEIN OBAMA

Die USA und die muslimische Welt

„Solange unsere Beziehungen durch unsere Unterschiede bestimmt sind, werden wir diejenigen stärken, die eher Hass als Frieden säen und die eher den Konflikt als die Zusammenarbeit unterstützen […]. Dieser Kreislauf von Misstrauen und Zwietracht muss enden. Ich bin hierher nach Kairo gekommen, um mich für einen Neubeginn zwischen den Vereinigten Staaten und den Muslimen in der ganzen Welt einzusetzen. […] Ich weiß auch, dass der Islam immer schon ein Teil der amerikanischen Geschichte war. […]

Israel und Palästinenser

„Amerikas feste Bande zu Israel sind bekannt. Diese Verbindung ist unverbrüchlich. […]

Auf der ganzen Welt wurde das jüdische Volk über Jahrhunderte hinweg verfolgt, und der Antisemitismus in Europa gipfelte in einem beispiellosen Holocaust. Morgen werde ich Buchenwald besuchen, das Teil eines Netzwerkes von Lagern war, in denen Juden vom Dritten Reich versklavt, gefoltert, erschossen und vergast wurden. Sechs Millionen Juden wurden getötet – mehr als die gesamte jüdische Bevölkerung Israels heute. Diese Tatsache zu leugnen ist haltlos, ignorant und hasserfüllt. […]

Auf der anderen Seite ist es ebenso unbestreitbar, dass das palästinensische Volk – Muslime wie Christen – gelitten hat im Streben nach einem Heimatland. Über 60 Jahre lang hat es den Schmerz der Umsiedlung ausgehalten. […] Die Lage für die Palästinenser ist untragbar. Amerika wird sich der berechtigten palästinensischen Hoffnung auf Würde […] und einen eigenen Staat nicht verweigern. […] Die einzige Lösung für die Hoffnungen beider Seiten ist, dass sie sich als zwei Staaten begegnen […].

Die Hamas hat Rückhalt unter manchen Palästinensern, aber sie haben auch Verantwortung. Um eine Rolle zu spielen bei der Erfüllung palästinensischer Hoffnungen und der Einigung des palästinensischen Volkes, muss die Hamas der Gewalt ein Ende setzen, abgeschlossene Abkommen und Israels Existenzrecht anerkennen. […] Die Vereinigten Staaten akzeptieren nicht die Rechtmäßigkeit der fortgesetzten israelischen Siedlungstätigkeit. Diese Bebauung verletzt vorhergehende Abkommen und untergräbt Bemühungen, Frieden zu erlangen. Es ist Zeit für ein Ende dieser Siedlungen.“

Afghanistan

„Täuschen Sie sich nicht: Wir wollen unsere Truppen nicht in Afghanistan lassen. Wir wollen dort keine Militärstützpunkte unterhalten. Wir würden gerne jeden einzelnen unserer Soldaten nach Hause bringen, wenn wir darauf vertrauen könnten, dass es in Afghanistan und Pakistan nicht gewalttätige Extremisten gäbe, die so viele Amerikaner wie nur möglich töten wollen. Aber das ist noch nicht der Fall.“

Iran

„Es wird schwierig sein, Jahrzehnte des Misstrauens zu überwinden, aber wir werden mit Mut, Aufrichtigkeit und Entschlossenheit vorangehen. […] Es ist offensichtlich für alle Beteiligten, dass wir beim Thema Atomwaffen einen entscheidenden Punkt erreicht haben. Dabei geht es nicht nur um Amerikas Interessen. Es geht darum, ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten zu verhindern, das diese Region und die Welt auf einen höchstgefährlichen Weg führen könnte. […] Jede Nation, einschließlich des Iran, sollte das Recht auf Zugang zu friedlicher Atomkraft haben, wenn es seinen Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nachkommt.“

Frauenrechte

Ich lehne die Meinung mancher im Westen ab, dass eine Frau, die sich entscheidet, ihr Haar zu bedecken, auf irgendeine Weise weniger gleich sei. Aber ich glaube fest, dass einer Frau, der man Bildung verwehrt, auch die Gleichheit verweigert. Und es ist kein Zufall, dass es Ländern, in denen Frauen gut ausgebildet werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit gut geht.

Übersetzung: afp, taz