Märtyrer im Mehrtürer

VW will nicht, dass Selbstmord-Attentäter Werbung für den Polo machen – und erstattet Strafanzeige

Ein dunkelhaariger Mann mit Palästinensertuch und Parka steigt in seinen VW Polo, um den Bauch einen Sprengstoffgürtel. Er fährt durch eine sonnige Stadt, fröhliche Menschen entspannen sich in Straßencafés, und vor einem solchen stoppt er seinen Polo und zündet die Bombe. Statt herumfliegenden Armen und Beinen, blutüberströmten Müttern und auseinander gerissenen Babys sieht man nun allerdings eine kurze Polo-interne Explosion, die den Selbstmord-Attentäter pulverisiert und den Wagen unbeschädigt lässt – anders, als im wirklichen Leben, geht das Leben weiter. Kommentiert durch den englischen VW-Slogan: „Small but tough“.

Dieser vermutlich von einer Londoner Werbeagentur für 80.000 Euro professionell hergestellte Clip kursiert derzeit im Internet und bewegt weltweit die Chat-Foren. Gestern hat nun der Volkswagen-Konzern auf den täuschend echt wirkenden Kurzfilm reagiert und Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. „Der Clip ist gewaltverherrlichend, menschenverachtend und kriminell. Gleichzeitig ist er ein Angriff auf den guten Ruf von Volkswagen“ sagte VW-Sprecher Hartwig von Saß. Erstaunlich: Wird doch in diesem Film Gewalt nicht verherrlicht, sondern einer entkrampfenden Lächerlichkeit preisgegeben. Gleiches gilt für die menschenverachtende Logik des Selbstmordattentats. Und der gute Ruf der Marke? In Israel wäre der Clip ein Knüller, weniger vielleicht in der Islamischen Repbulik Iran, wo VW demnächst eine Autofabrik bauen wird. MRE