Im Steilflug an die Spitze der Lärmbelästiger

Billigflieger bleiben der Wachstumsmotor des Flughafens Köln/Bonn. Der Airport meldet Rekordwerte: Die Zahl der Passagiere stieg 2004 auf 8,4 Millionen, der Frachtverkehr legte um 16 Prozent zu. Flughafenchef betreibt Ausweitung

Köln/Bonn taz ■ Ein „Rekordjahr mit Spitzenwerten“ hat der Flughafen Köln/Bonn im letzten Jahr hingelegt. Das bilanzierte gestern Flughafenchef Michael Garvens. Mit 8,4 Millionen Passagieren stieg allein die Zahl der Fluggäste 2004 um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch mehr Wachstum verzeichnet der Airport bei der Beförderung von Luftfracht, hier legte man gegenüber 2003 um 16 Prozent zu. 613.000 Tonnen Fracht wurden befördert. Wie sich die Zuwachszahlen wirtschaftlich auswirken, wollte der Flughafenchef noch nicht preisgeben.

Ausschlaggebend für den Zuwachs ist nach Garvens insbesondere der „Wachstumstreiber Low-Cost Carrier“, auch „Billigflieger“ genannt. Hier habe der Flughafen seine „Position als Marktführer“ verteidigen können. Mit fast fünf Millionen Billigflugkunden beansprucht Köln/Bonn einen Marktanteil von 20 Prozent. Doch mehr Flugbewegungen bedeuten für die geplagten Anwohner des Flughafens noch mehr Fluglärm. Diese Belästigung hält sich nach Einschätzung des Flughafenchefs in Grenzen, denn das Passagieraufkommen wachse stärker als die Anzahl der Flüge. Insgesamt sei lediglich ein „Mehr“ an Flugbewegungen von rund 20 Prozent zu verzeichnen, so Garvens. Dem stehe hingegen die „Verdoppelung des Frachtaufkommens gegenüber“, so Garvens weiter. „Das kommt den Anwohnern zugute“, ist der Flughafenchef überzeugt. Bei den Nachtflügen gehe der Trend überdies „deutlich nach unten“, mit 36.000 sei die Zahl so hoch wie im Jahr 2003.

Nach Aussage Garvens wird der Steilflug des Airports weiter anhalten. Für das laufende Jahr soll die Zahl der Passagiere auf neun Millionen gesteigert werden, beim Frachtverkehr lautet die Zielvorgabe 700.000 Tonnen bis zum Jahr 2006. Befürchtungen, dass es sich beim Erfolg der Billigflieger um ein Strohfeuer handelt, sieht Garvens angesichts der Bilanz der beiden letzten Jahre nicht bestätigt und glaubt im Gegenteil, „große Kontinuität“ zu beobachten. Ein Hauptaugenmerk des Flughafens läge auf der „Nachhaltigkeit der Entwicklung“, so Garvens zu Begründung. Dazu gehöre ein ausgeglichenes Angebot. Denn auch wenn Köln/Bonn der größte Low-Cost-Airport auf dem europäischen Kontinent sei, so mache dies doch beim Konrad-Adenauer-Flughafen nur 33 Prozent des Gesamtangebots aus, sagte Garvens. Darin sieht er einen Wettbewerbsvorteil gegenüber reinen Billigflughäfen wie Hahn. „Wenn Ryanair da weg geht, kann der Flughafen dicht machen.“

Inzwischen baut der Flughafen sein Angebot weiter aus, die Kapazitäten sind nach Ansicht Garvens bei weitem nicht erschöpft. Zwölf neue Ziele können ab diesem Sommer angeflogen werden, mit „Centralwings“ und „EUJet“ haben zwei neue Billigfluganbieter ihren Standort in Köln/Bonn. Zusätzlich wird UPS zum Ende des Jahres eines der weltweit größten Paketsortierzentren am Flughafen eröffnen. Auch die Konkurrenten FedEx und DHL bauen neue Frachthallen. Und wenn es nach seinen Wünschen geht, können in naher Zukunft auch die A-380-Großflugzeuge ihre Fracht von Köln/Bonn aus in die Welt fliegen. „Ich hoffe, dass wir am Ende des Jahres für A-380-Flüge zertifiziert sind“, sagte Garvens. Martin Ochmann