13.000 arbeiten kurz

KURZARBEIT Verbraucherzentrale und Arbeitnehmerkammer beraten Betroffene. Bremen ist – prozentual gesehen – bundesweit Spitzenreiter

Im Lande Bremen meldeten allein im April insgesamt 161 Betriebe für 13.501 MitarbeiterInnen Kurzarbeit an.

■ Dazu gehören nicht nur Großbetriebe wie Daimler, der Gesamthafenbetriebsverein, die Logistikfirmen BLG und Eurogate, sondern auch Kleinbetriebe mit weniger als 20 Beschäftigten.

■ Besonders hart trifft es die Zulieferindustrie rund um die Automobilbranche: Hier arbeiten in Bremen 10.136 ArbeitnehmerInnen kurz. Andere Wirtschaftszweige zählen jeweils wenige hundert Betroffene. (taz)

Zu Fragen rund um die Kurzarbeit haben die Arbeitnehmerkammer und die Verbraucherzentrale ein Beratungsangebot entwickelt, das gestern vorgestellt wurde. Denn Kurzarbeit betrifft immer mehr Menschen: Allein in Bremen sind es 13.000.

Mit einer Quote von 4,7 Prozent ist das Land Bremen damit bundesweiter Spitzenreiter. Das schlägt sich auch bei der Verbraucherzentrale und der Arbeitnehmerkammer nieder: Allein die Beratungen zum Arbeitsrecht hätten seit Jahresbeginn um über 20 Prozent zugenommen, so Ingo Schierenbeck von der Rechtsabteilung der Arbeitnehmerkammer. „Die meisten kommen, wenn sie befürchten, im Betrieb passiert was“, sagte er.

Kündigungen trotz Kurzarbeit, Folgen für die Rente, Urlaub oder schlichtweg der Einkommensverlust – das seien die Themen, zu denen es die meisten Fragen gebe. So liegt das Kurzarbeitergeld je nach Familienstand bei 60 oder 67 Prozent des letzten Nettogehaltes. „Meist können wir beruhigende Antworten geben“, sagte Schierenbeck. Allerdings: Dass Kurzarbeit betriebsbedingte Kündigungen ausschließe, sei ein „Irrglaube“. Nur eine entsprechende Klausel im Arbeitsvertrag schütze davor.

Trotz des finanziellen Ausfalles laufen die Fixkosten aber weiter. „Viele kalkulieren ihr Budget sehr knapp“, sagte die Geschäftsführerin der Bremer Verbraucherzentrale, Ingrid Czarnecki. Aber: „Man kann bei jedem etwas einsparen.“ Czarnecki rät, Verträge zu Krediten, Versicherungen, Spar oder Geldanlagen und Altersvorsorge kritisch zu überprüfen. Die Verbraucherzentrale bietet dazu für 50 Euro anderthalbstündige Beratungen an. Schon unter normalen Bedingungen seien 70 Prozent der Versicherten in überteuerten Verträgen, sagte sie.

Auch Betriebsräte hätten mehr Beratungsbedarf zum Thema Kurzarbeit, sagte Jörn Diers, Leiter der Abteilung Mitbestimmung der Arbeitnehmerkammer. „Bis vor kurzem kam das Thema hier gar nicht vor.“ Denn ohne Zustimmung des Betriebsrates genehmige die Bundesagentur für Arbeit keinen Antrag auf Kurzarbeit. Diers empfiehlt Betriebsräten, die wirtschaftliche Situation ihrer Betriebe selbst zu prüfen, um auszuschließen, dass versucht wird, „einen Betrieb durch Kurzarbeit zu sanieren“. Zudem sollten sie auf Weiterbildungsangebote bestehen: „Es gibt die gesetzlichen Grundlagen, das großzügig zu fördern“, sagte er. So bezuschusse die Bundesagentur Qualifizierungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt mit bis zu 80 Prozent.

Teresa Havlicek