Spenden für die Flutopfer abseits der Touristenressorts

Der Kölner Verein „Club der Freunde Sri Lankas“ will einen Spendenfonds für den langfristigen Wiederaufbau der zerstörten Regionen einrichten. Im Allerweltshaus berichten Augenzeugen auf Einladung des Clubs von den akuten und langfristigen Auswirkungen des Seebebens im Indischen Ozean

KÖLN taz ■ „Der 26. Dezember hat mein Leben geändert“, berichtet Kumar Fernando mit stockender Stimme. Dem seit zwanzig Jahren in Deutschland lebenden Singhalesen ist der Schock über die schreckliche Naturkatastrophe in Südasien ins Gesicht geschrieben, als er dem „Club der Freunde Sri Lankas“ am letzten Freitagabend im Kölner Allerweltshaus über die aktuelle Situation auf Sri Lanka erzählt. Obwohl alle seine Verwandten in Sri Lanka wohlauf sind, startete Fernando sofort eine Hilfsaktion für die Überlebenden des Seebebens in seiner Heimat. Von Hamburg bis Rottweil sammelte er Sachspenden für die Menschen, die nur ihr nacktes Leben retten konnten. Hilfsgüter wie Kleidung, Decken und Zelte gingen am gestrigen Sonntag mit einem Seecontainer von Rotterdam auf die Fahrt nach Sri Lanka.

Bekannte und Familienmitglieder von Kumar Fernando werden die Spenden an viele hundert Menschen aus den kleinen Fischerorten in der Gegend um den Ort Negombo im Südwesten des Landes verteilen. „Dort ist bis zum heutigen Tag noch keine internationale Hilfe angekommen“, erklärt Fernando, der selbst aus dieser Gegend stammt. Um zu erkunden, was die Menschen dort zum Leben konkret benötigen, fährt Fernando Ende Januar nach Sri Lanka. Der Singhalese wird auch einen Teil seines Grundstücks in Kimbulapitiya in der Nähe von Negombo zur Verfügung stellen, um dort ein Waisenhaus für zunächst fünf Kleinkinder zu bauen. „Wir wollen damit eine dauerhafte und nachhaltige Unterstützung leisten“, erläutert Fernando das Ziel seines Projektes, das mit der Hilfe zukünftiger Paten weiter ausgebaut werden soll.

Es sind genau diese kleinen, aber sehr nachhaltigen Hilfsprojekte, die der „Club der Freunde Sri Lankas“ anschieben will. „Unser Ziel ist es, langfristige Patenschaften aufzubauen“, betont Günter Erkeling. Die Hilfe könne schließlich nicht in vier Wochen beendet werden. „Bisher leisten wir Nothilfe, aber der Wiederaufbau der völlig zerstörten Infrastruktur und Ortschaften dauert bis zu zehn Jahren“, so der Sri Lanka-Kenner. Bereits vor fünfzehn Jahren hat Erkeling den Club initiiert, um sich gemeinsam mit anderen über Reisetipps, Patenschaften und die Entwicklung Sri Lankas auszutauschen. Die Freunde Sri Lankas sind nach der verheerenden Katastrophe, die Tausenden das Leben kostete, sofort aktiv geworden. Unzählige Anrufer hatten beim Freundesclub angerufen, um ihre Hilfe anzubieten. „Schon jetzt ist der Club an die Grenzen seiner Belastbarkeit gestoßen“, so Erkeling. Daher wolle der Club seine Hilfsprojekte klein und überschaubar halten und sich mit anderen Hilfsorganisationen vor Ort vernetzen.

Ein Clubfreund, der Arzt Andreas Kouklinos, reist deswegen seit Wochen ständig an der schwer betroffenen Westküste von Colombo aus hinab bis zur Südspitze nach Matara, um Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern zu knüpfen. Er informiert sich so vor Ort über den Bedarf an medizinischer Unterstützung und sorgt für die sorgsame Verteilung von Medikamenten. Mit einem Spendenfonds will der Club das Hilfsprojekt von Kouklinos unterstützen. So sollen medizinische Geräte für die Kliniken auf der Insel und die Ausbildung von Medizinstudenten finanziert werden. „Mit einem Euro kann auf Sri Lanka ein Erwachsener eine Woche lang überleben“, rechnet Günter Erkeling den Wert des Spendengelds vor.

Groß ist in Sri Lanka das Misstrauen gegenüber der Regierung. Sie habe abgelaufene Nahrungsmittel in den tamilischen Norden geschickt, heißt es. Außerdem konzentriere sich die Regierung auf den Wiederaufbau der Touristenzentren, schimpfen Menschen aus abgelegeneren Gebieten.

Mit einem Regierungserlass sei zudem der Wiederaufbau von Häusern bis zu dreihundert Meter vom Strand verboten worden. „Das nimmt den armen Fischerfamilien die Existenzgrundlage“, kritisiert Günter Erkeling. Damit würden nur die Tourismusbarone auf Sri Lanka gestärkt, die weiteres Bauland haben wollten. Kumar Fernando fordert daher eine genaue Überprüfung des Regierungshandelns durch die Vereinten Nationen: „Die Uno soll aufpassen, wohin die Spendengelder, die die Regierung verteilt, tatsächlich gehen“, appelliert Fernando. Thomas Spolert