Besinnungslose Grünen-Wähler

Es ist das schmutzige Geheimnis vieler Grünen-Wähler: Sie tun es – und wissen nicht, warum. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen bekennen, seit Jahren ihre Stimme den Grünen zu geben, aber ratlos sind, wenn sie dafür Gründe nennen sollen. Sie wählen diese Partei so blind, wie sie im Supermarkt zur Biomilch greifen: Es wird schon die bessere sein.

Joschka Fischer? Natürlich finden sie ihn reichlich aufgeblasen. Prinzipientreue? Nein, so naiv sind sie nicht, ihre Bonusmeilenflieger für die besseren Menschen zu halten. Die drei grünen Wahlversprechen bis 2006? Äh … gute Frage. Die Jahre an der Macht haben die Grünen erschöpft und ihre Gefolgschaft dazu. Der besinnungslose Grüne wählt als Reflex. Statt Argumenten bleibt ihm die Restwärme politischer Kuschelpoesie.

Ertappt man solche Grünen-Wähler – und das macht sie schon wieder sympathisch –, schämen sie sich allerdings, bis ihre Bäckchen rot sind. Wenn es nämlich eine Überzeugung gibt, die alle Grünen-Wähler teilen, dann die, Überzeugungen zu haben. Als jüngste der etablierten Parteien hat die grüne Truppe sich ihre Identität selbst geschneidert, statt sie von Vorvätern zu ererben wie SPD oder CDU. Ein Sozialdemokrat muss nicht wissen, woran er glaubt, um an die Partei zu glauben. Grüne brauchen Argumente – und haben’s schwer. PATRIK SCHWARZ

Patrik Schwarz, 34, hat auch schon mal nicht gewählt