Samische Schlitten

Unangestrengte Instrumental-Miniaturen, die beiläufig Geschichten verweben: „Pulka“-Debut in der Astra-Stube

Pulka: So nennen die Samen ihre Transportschlitten, mit denen sie durch die verschneiten Regionen Lapplands gleiten. Zudem dienen diese Vehikel als Kinderwagen. Frank Szardenings, der sich mit seinem jüngst gegründeten Ein-Mann-Bandprojekt in Berlin den Namen Pulka gab, hat jetzt ein Debütalbum mit beschaulichen Elektronik-Sounds produziert, die dem Verspielten einen bewegten Untergrund, sprich Rhythmus, geben.

Elf Instrumental-Miniaturen sind es geworden, die mal dichter, mal offener im Tempo des unangestrengten Herzens zwischen 60 und 80 beats per minute daherkommen. Das Zusammenspiel von Samples, Holzbläsern, Saiteninstrumenten, Rhythmusmaschine und echtem Schlagzeug ist arrangiert zu kleinen Geschichten, wie sie mitunter auch ein Windspiel zu erzählen weiß. Beiläufigkeit und Unprätentiösität sind Pulkas Domänen. Unangestrengt werden Elemente bewegt, die sich zu einem reißenden Strom entwickeln.

Die Motive besitzen dabei unterschiedliche Sogwirkungen. Einige ziehen mächtig (wie in den Songs „imp“ und „Neue Hose“), andere rühren sich kaum vom Fleck und klimpern ein wenig. Wimpern, Augenlider, Hosenbeine und magnetisierte Metallteilchen richten sich da aus und verbinden sich zu einer feinen Mechanik. Es geht um Harmonie.

Anleihen für sein vielgestaltiges Freestyle-Konzept hat Szardenings sowohl bei Steve Reich als auch bei Tortoise gemacht. Und letztlich ist es ist eine kleine verträumte Welt, in der Pulka seine Kreise zieht, die aber nicht großflächig wabernd daherkommen, sondern meist straff durchkomponiert sind. Mit dem Faktor Zeit wird bei Pulka also sehr kontrolliert umgegangen.

Das Konzert in der Astra-Stube ist die Releaseparty dieses schönen und reifen Albums namens da, das eine große Hörerschaft verdient. Carsten Klook

Sa, 15.1., 22 Uhr, Astra-Stube