Wachstum in Europa bricht noch stärker ein

KRISE Statistiker melden Rückgänge in historischer Dimension. Deutschland: minus 6,7 Prozent

LUXEMBURG/BERLIN ap/dpa/taz | Die Wirtschaft im Eurogebiet ist zu Jahresbeginn so stark geschrumpft wie nie zuvor. Im ersten Vierteljahr verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu den drei Vormonaten um 2,5 Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mit. Dies ist der größte Rückgang seit Beginn der Berechnungen für die Eurozone bei Eurostat 1995. Der Euro wurde Anfang 1999 eingeführt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal brach das BIP in den 16 Ländern der Eurozone sogar um 4,6 Prozent ein.

Grund für den Einbruch ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. In der gesamten EU mit 27 Staaten betrug das Minus ebenfalls 2,5 Prozent im Vergleich zu den drei Vormonaten. In Deutschland fiel der Rückgang laut den EU-Chefstatistikern mit minus 3,8 Prozent sehr deutlich aus. Den Rekord halten die Slowakei und Lettland mit minus 11,2 Prozent.

Gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnete die deutsche Wirtschaft ein Minus von 6,7 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Grund für den historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung sind den Angaben der Statistiker zufolge sowohl die deutlich zurückgegangenen Exporte als auch die niedrigen Investitionen. Diese seien im Vergleich zum Vorquartal „erheblich“ geschrumpft. Einzig die privaten und staatlichen Konsumausgaben seien leicht gestiegen.

Die weltweite Wirtschaftskrise trifft Deutschland deutlich härter als andere Länder, weil die Bundesrepublik weltweit an der Spitze der Exportnationen liegt.

Deutschland steckt seit Herbst in einer tiefen Rezession. Mit dem neuen Rückgang schrumpfte die Wirtschaftsleistung Deutschlands das vierte Mal in Folge. Seit Beginn der vierteljährlichen Berechnung des BIP 1970 ist dies noch nie vorgekommen. Auch ist die Stärke des Rückgangs der Wirtschaftsleistung in so vielen aufeinanderfolgenden Quartalen bislang einzigartig. Bereits im Schlussquartal 2008 war die deutsche Wirtschaft um 2,2 Prozent geschrumpft, so stark wie seit 1987 nicht. Krisenbedingt bleibt auch die Inflation im Keller. In der Eurozone betrug die monatliche Teuerungsrate im April 0,6 Prozent. EU-weit gab es einen Rückgang um 0,1 auf 1,2 Prozent.