Millionen für die Ballinstadt

In seiner letzten Sitzung in diesem Jahr gibt sich der Senat ganz kulturbeflissen und spendabel: Für den Bau der Auswanderungshallen auf der Veddel gibt‘s sechs Millionen Euro, und Hamburgs Kultur wird Leitprojekt der Wachsenden Stadt

„Ganz Hamburg ist nachträglich ein Weihnachtsgeschenk gemacht worden“

von Markus Jox

Die Auswandererhallen auf der Veddel können gebaut werden: Der Senat bewilligte gestern sechs Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm (SIP) für das von der Stiftung Hamburg Maritim entwickelte Neun-Millionen-Projekt „Ballinstadt“. Lange hatte die Stadt nur knapp vier Millionen Euro investieren wollen. Das SIP war vom Beust-Senat für „partnerschaftlich von Verwaltung und Wirtschaft getragene Projekte mit Leuchtturmcharakter“ eingerichtet worden. Von den drei Millionen Euro, die private Sponsoren aufbringen sollen, sind bereits 2,45 Millionen Euro zugesagt: Hapag-Lloyd, Norddeutsche Affinierie, Hamburger Flughafen sowie Hamburger Feuerkasse haben Geld lockergemacht. Den Zuschlag als Betreiber bekam die Hamburger Ircon Edutainment GmbH des Ex-„Stella“-Chefs Günter Irmler.

„Damit ist ganz Hamburg nachträglich ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht worden“, sagte der Chef der Stiftung Hamburg Maritim, Reinhard Wolf. Das Projekt bestehe aus zwei Teilen: der „Ballinstadt“ auf der Veddel und einer Dauerausstellung „Hamburg als Auswandererstadt“ im Museum für Hamburgische Geschichte. Erinnert werden soll an die fünf Millionen Menschen, die zwischen 1850 und 1934 über Hamburg meist in die USA ausgewandert sind. Der damalige Generaldirektor der Hamburg-Amerikanischen-Packetfahrt-Aktien Gesellschaft (HAPAG), Albert Ballin, ließ von 1901 an eine Auswandererstadt errrichten, um den Menschen während der Wartezeiten Unterkunft zu bieten. Rekonstruiert werden soll ein noch in Teilen erhaltener Schlaf- und Speisepavillon, zwei weitere Pavillons werden neu errichtet, um eine Ausstellung „Auswanderung aus Europa“ sowie ein Besucherzentrum mit Gastronomie, Shop und Sonderausstellungen zu beherbergen. In einem „Forschungsbereich“ sollen Besucher in den Daten der Originalpassagierlisten recherchieren dürfen.

Irmlers Konzept sehe für die Besucher „eine interessante Abwechslung von emotionalem Erlebnis sowie Informations- und interaktiver Wissensvermittlung vor“, kündigte der Senat an. So sollen Schauspieler verdeutlichen, was es bedeutete, sich auf den Weg in die Fremde zu machen. Er sei sich sicher, dass „wir damit gerade in Amerika auf außerordentliches Interesse stoßen werden“, sagte Wolf.

Darüber hinaus rang sich der Senat gestern durch, die „Kulturmetropole Hamburg“ – neben „Sprung über die Elbe“, „Sportstadt Hamburg“, „Metropole des Wissens“ und „Welcome to Hamburg“ – zum fünften „Leitprojekt“ des Konzepts „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ zu ernennen. Jetzt solle auch das kulturelle Profil der Stadt „als sichtbares Markenzeichen in der Außendarstellung“ eingesetzt werden, so Kultursenatorin Karin von Welck. Ein „wunderbares Ziel“ sei dabei der Bau einer „Elbphilharmonie“, über den der Senat im Sommer entscheiden wolle. Überdies sei an einen „Infopunkt Kultur“ in der City als „sehr sympathische Anlaufstelle“ und an einen „zentralen Museumsshop“ gedacht.