Prima Klima in Schweden

Hamburger SchülerInnen besuchen eine Ganztagsschule in Lund. Dort funktioniert der Unterricht auch ohne Klingeln. Und den Stundenplan gestalten die SchülerInnen mit

Was machen sie eigentlich anders, die Schweden? Im Pisa-Vergleich erwies sich das schwedische Schulsystem als sehr erfolgreich, weshalb sich junge HamburgerInnen das skandinavische Modell der Ganztagsschule jetzt einmal genauer angesehen haben.

Auf der Suche nach Anregungen für ihr 8. SchülerInnenforum im Februar 2005 besuchten VertreterInnen der SchülerInnenkammer, der Kreisschülerräte und des Hamburger School‘s Out Radio kurz vor Weihnachten die „Katedralskolan“, eine Ganztagsschule im schwedischen Lund. Die gesammelten Eindrücken wollen sie als Forderungen zur Umgestaltung der Hamburger Schulen der Bildungsbehörde übergeben.

Das schwedische Schulsystem ist zweigeteilt: Die ersten neun Jahre gehen alle SchülerInnen verpflichtend auf eine Gesamtschule. Die anschließende Oberstufe besteht entweder aus einem gymnasialen Teil, der zum Abitur führt, oder aus einem praxisorientierten Teil mit weiterführenden Ausbildungsgängen.

Die Hamburger Gäste bemerkten bei den Nachbarn im Norden ein völlig anderes „Schulklima“ als in Deutschland – „einen würdevollen Umgang miteinander“. LehrerInnen würden „eher als Freunde“ angesehen, die sich für die individuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen mitverantwortlich fühlten. Umgekehrt achteten auch die Jugendlichen die Lehrenden.

Entscheidend sei, dass die LehrerInnen ihre Schützlinge zur Eigenverantwortung motivierten. So planen beispielsweise die SchülerInnen der Oberstufe gemeinsam mit den FachlehrerInnen den Unterricht für das anstehende Schuljahr, wie die Hamburger Gäste berichteten. Die Menge des Lehrstoffes sei zwar festgelegt, aber die Gewichtung der einzelnen Themen werde von den SchülerInnen mitbestimmt.

Auch das Prinzip der Gesamtschule gefiel den deutschen BesucherInnen. Denn wenn die Stärkeren den Schwächeren einen Sachverhalt noch einmal erklären, profitierten beide Seiten. „Die einen lernen etwas dazu, die anderen vertiefen ihr Wissen oder entdecken eigene Verständnisprobleme“, so ein Schüler nach der Schwedenreise. Außerdem stünden die LehrerInnen tagsüber durchgehend für Fragen und Hilfe zur Verfügung, weil sie einen eigenen Arbeitsplatz mit Computer in der Schule haben.

Eine bemerkenswerte Eigenheit des schwedischen Schulalltags war für die deutschen BesucherInnen das Fehlen eines Pausengongs. Trotzdem verliefe der Unterricht ganz pünktlich nach Plan. Sandra Gärtner