Bahn trennt sich von vier Vorständen

BERLIN taz | Klarer Schnitt bei der Deutschen Bahn: Der neue Chef Rüdiger Grube trennt sich infolge der Datenaffäre von vier Vorstandsmitgliedern. Neben Personalvorstand Margret Suckale verlassen auch Norbert Bensel (Logistik), Otto Wiesheu (Politik) und Norbert Hansen (Personal) den Konzern zum Monatsende.

Am Mittwoch legten die externen Ermittler im Aufsichtsrat der Bahn ihren Abschlussbericht zur Datenaffäre vor. Deren Ausmaß übertrifft die bisherigen Vorwürfe deutlich. Neben dem Abgleich von Mitarbeiterdaten und der illegalen Ausforschung von Konten sind auch E-Mails komplett gefiltert und private Computerdaten ausgewertet worden. Dabei sei „dauerhaft und absichtlich“ gegen Datenschutzvorschriften und Gesetze verstoßen worden.

Den Bahn-Vorständen Bensel, Wiesheu und Suckale werde kein individuelles Fehlverhalten vorgeworfen, sagte Grube. Allerdings trügen sie die Verantwortung für die Vorgänge in den Abteilungen, die ihnen unterstehen. Vier weitere Führungskräfte des Unternehmens verlieren zudem ihren Job; gegen zwei Dutzend weitere wird arbeitsrechtlich ermittelt. Der ehemalige Gewerkschaftschef Hansen gehe unabhängig von der Affäre wegen dauerhafter Erkrankung.

In der Politik wurden Forderungen nach weiteren Konsequenzen laut. Grüne und FDP zeigten sich schockiert über das Ausmaß der Verstöße. Die Verkehrspolitiker beider Parteien bezweifeln, dass der Vorstand nicht über die Vorgänge informiert war. Mehdorn treffe die „volle aktienrechtliche Verantwortung“, sagte Horst Friedrich (FDP). Für die Grünen forderte Winfried Hermann einen Neuanfang auch im Aufsichtsrat der Bahn. Es sei fraglich, „ob Werner Müller der richtige Aufsichtsratschef ist, um das Unternehmen in eine neue Zukunft zu begleiten“. MKR

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