Berliner bangen um Verwandte in Asien

Nach der Flutkatastrophe versuchen Berliner Asiaten Kontakt zu ihren Verwandten aufzunehmen. Meist vergeblich

Von Wassermassen zerstörte Häuser, mitgerissene Menschen und Autos. Die Bilder von der Flutwelle im Indischen Ozean schockieren auch die Berliner.

Besonders wer selbst aus Asien stammt, Verwandte, Freunde oder Bekannte dort hat, zeigt tiefe Betroffenheit. „Ich bekomme beim Gedanken daran noch immer eine Gänsehaut“, sagt eine Südkoreanerin, die einen Asienshop in Schöneberg betreibt. Obwohl sie nicht direkt betroffen sei, wolle sie Spenden für die Flutopfer sammeln. „Zum Glück komme ich aus Delhi. Meiner Familie geht es gut, ich habe gleich am Sonntag mit ihnen telefoniert. Es ist einfach schrecklich, was da passiert ist und wie viele Menschen jetzt ohne Obdach sind“, sagt ein Kellner aus einem indischen Restaurant.

Sonthaya Aumumphai arbeitet als Koch in einem Thai-Imbiss. Voller Sorge berichtet er mit leiser Stimme: „Der Sohn meines Bruders ist vermisst.“ Er selbst stammt aus Bangkok, aber seine Verwandten leben auf der thailändischen Urlaubsinsel Phuket. Als Aumumphai in einem asiatischen Fernsehkanal die Bilder sah, nahm er sofort Kontakt zu seiner Familie auf. Telefonisch – so gut es bei Stromausfall und schlechter Verbindung ging. Seit er die Vermisstennachricht aus seiner Heimat erhalten hat, steht für ihn fest, dass er dorthin reisen muss. Auch wenn ein Flug mehrere hundert Euro koste: „Es ist der Wunsch von mir, den Menschen dort so schnell wie möglich zu helfen. Bei so viel Elend blutet mir das Herz.“ Noch wisse er aber nicht, wann wieder Maschinen ins südliche Thailand starten.

Denn zunächst einmal bis Jahresende haben die Konzerne TUI, Thomas Cook, Lufthansa und Thai Airways ihre Flüge ins Erdbebengebiet storniert. Nicht so die Rewe Pauschaltouristik. Während die anderen Unternehmen bemüht sind, die Touristen zurückzuholen, will Rewe am 28. und 31. Dezember noch auf die Malediven fliegen. Und das, obwohl von den 22 Urlaubsressorts, die der Konzern unter Vertrag hat, sechs stark in Mitleidenschaft gezogen sind.

Direktverbindungen nach Berlin sind die Ausnahme, die meisten Deutschen landen zunächst in Frankfurt, Düsseldorf oder München. Nach Auskunft von Eberhard Eli, Pressesprecher der drei Berliner Flughäfen, wird am heutigen Dienstagabend allerdings ein planmäßiger Flug aus Colombo, Sri Lanka, erwartet.Sonja Frank, Anna Mechler