was macht eigentlich... … Frank Lieberam?
: Union aufpolieren

Vielleicht muss man sechs Jahre in Folge im beschaulichen Harz gelebt haben wie Frank Lieberam, um sich nach einer der stressigsten Planstellen zu sehnen, die Fußball-Berlin zu bieten hat. Seit gestern darf sich der 42-Jährige, zuvor sechs Jahre lang in Diensten von Germania Halberstadt, Trainer des 1. FC Union nennen. Den Job im Harz hat Lieberam vor wenigen Wochen hingeworfen. „Ich hatte den Eindruck, dass ich das Ende der Fahnenstange erreicht hatte“, erzählt der frühere DDR-Auswahlspieler aus Dresden und Magdeburg.

Jetzt also Hauptstadt statt Halberstadt. Dass sein neuer Verein in Berlin angesichts von über dreizehn Millionen Euro Schulden finanziell halbmast flaggt, interessiert den Neu-Unioner wenig. „Wenn man sportlichen Erfolg hat“, doziert er, „dann ordnen sich meist auch die Finanzen.“ Lieberam ist bereits der siebte Übungsleiter seit Oktober 2002, der den Mut hat, den Köpenicker Krisen-Club zu übernehmen. Seine Vorgänger wurden geschasst oder gaben freiwillig auf. Die Halbwertszeit für die Eisernen-Coaches ist in jüngster Vergangenheit dramatisch gesunken.

Genutzt hat es nichts, wenn man auf die Tabelle blickt: Zur Winterpause in der Regionalliga kann Union das rettende Mittelfeldufer nur noch bei klarem Wetter sehen. Trotzdem startet Lieberam eine Optimismus-Offensive vor der Wiederaufnahme der Punktspiele im Februar: „In sieben Wochen Vorbereitung kann man vieles machen.“ Er kündigt Einzelgespräche mit den Spielern an, die vor Ehrgeiz „brennen müssen.“ Notfalls will er den Kader ausmisten. Die strengen Worte gefallen Union-Präsident Dirk Zingler. Der Chef lobt den Neuen als „Trainer-Juwel“. Bei Lieberams Vorgängern klang dies weniger euphorisch – aber das Sextett hatte ja auch keinen Erfolg!JÜRGEN SCHULZ
FOTO: ARCHIV